Belletristik-Preis der Leipziger Buchmesse

"Eine relativ simple Kulturkritik"

06:49 Minuten
Das Covermotiv von Iris Hanik Echos Kammern besteht aus verschieden farbigen Streifen und steht auf pastellfarbenem Hintergrund
Überraschende Auszeichnung: Leipziger Buchpreis für den Roman "Echos Kammern" von Iris Hanika. © Droschl / Deutschlandradio
Wiebke Porombka im Gespräch mit Marietta Schwarz · 28.05.2021
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Iris Hanika hat mit ihrem Roman "Echos Kammern" bei der Leipziger Buchmesse den Preis in der Kategorie "Belletristik" gewonnen. Literaturkritikerin Wiebke Porombka kann die Entscheidung der Jury nur wenig nachvollziehen.
Über die Entscheidung der Jury, den diesjährigen Belletristik-Preis der Leipziger Buchmesse Iris Hanika für ihren Roman "Echos Kammern" zu verleihen, sei sie sehr überrascht, erklärt Literaturkritikerin Wiebke Porombka.
"Iris Hanika war auf dieser Shortlist die Außenseiterin. Das ist eine Autorin, die den Literaturbetrieb mit ihren Büchern schon seit Jahren begleitet, die auch von der Kritik geschätzt wird, die ein bisschen was Widerborstiges und Schräges hat, was ich erst einmal sympathisch finde - aber keine Autorin, die von einem breiten Publikum wahrgenommen wird."

Zu einfache Kunstsprache

Der Roman sei wegen seiner sehr eigenwilligen Frauenfiguren durchaus witzig.
Iris Hanika blickt in Richtung des Betrachters.
Mit dem Leipziger Buchpreis ausgezeichnet: die Schriftstellerin Iris Hanika© picture alliance / dpa / Erwin Elsner
Mit Hanikas Aussage, dass sie gerne sprachliche Möglichkeiten ausreize, könne sie aber "nicht mitgehen", sagt Porombka. Denn die im Roman vorkommenden Kunstsprache "Lengevitch" sei doch "ein bisschen einfach" konzipiert, wenn man sie mit den Klangspielen, Wortverschiebungen und Grenzüberschreitungen von Autorinnen wie Uljana Wolf oder Dagmara Kraus vergleiche.

Veraltete Erkenntnisse zu Gentrifizierung und Kapital

Darüberhinaus sei das Inhaltliche des Buches, die Kritik an Gentrifizierung und am Kapital, am Verschwinden von offenen städtischen Räumen für Künstler, zwar gerechtfertigt, aber keine neue Erkenntnis, sondern eine "relativ simple Kulturkritik", sagt Porombka. "Christian Kracht ("Eurotrash") und Judith Hermann ("Daheim") haben hervorragende Romane geschrieben, die mir beide sehr gut gefallen. Mir wäre da eine Entscheidung schwergefallen."
(rja)
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