Festival TIME:SPANS

Einblick in die New Yorker Avantgarde-Szene

55:09 Minuten
Links spielt das Quartett auf der Bühne und im Zuschauerraum sitzen Tonmeister an Bildschirmen, die den Sound live bearbeiten.
Das JACK Quartet, verstärkt durch das Experimentalstudio des SWR, beim New Yorker Festival TIME:SPANS. © Thomas Fichter
Vorgestellt von Carolin Naujocks · 21.02.2019
TIME:SPANS (Zeitspannen) heißt ein Festival für Neue Musik, dass die Earle Brown Music Foundation seit vier Jahren in New York ausrichtet. Auf dem Programm stehen ausschließlich Stücke des 21. Jahrhunderts.
Im Jahr 1997 – fünf Jahre, bevor er starb – gründete Earle Brown gemeinsam mit Susan Sollins-Brown die Earle Brown Music Foundation. Dabei ging es dem amerikanischen Komponisten nicht nur darum, sein eigenes Oeuvre archivarisch zu sichern, sondern um Informationen und Förderung Neuer Musik als solcher.

Pioniertat für die neue Musik

Bereits seit Mitte der 1950er-Jahre hatte er als Tonmeister bei einer großen Plattenfirma gearbeitet, um sich sein Leben als Komponist zu finanzieren. Nachdem Earle Brown Europa bereist, die Festivals für Neue Musik besucht und dort mit eigenen Stücken Furore gemacht hatte, entwickelte er die Idee, wichtige neue Kompositionen auf Platte herauszubringen. Es war die Geburtsstunde der legendären Reihe "Contemporary Sound Series". Die Herausgabe dieser Reihe konnte damals als Pioniertat gelten, war doch auf dem Plattenmarkt kaum avantgardistische Musik erhältlich. Zudem hatte Earle Brown nicht nur den Überblick, sondern auch ein feines Gespür für die wirklich neuen Entwicklungen in der musikalischen Avantgarde.

Ein Festival für die Musik des 21. Jahrhunderts

Heute ist die Earle Brown Music Foundation auch als Veranstalter aktiv. Unter der Leitung von Thomas Fichter fand im Sommer 2018 zum vierten Mal das Festival TIME:SPANS statt. In fünf Konzerten stellten amerikanische Spitzenensembles Stücke vor, die interessante Einblicke in den ästhetischen Fokus der New Yorker Avantgarde-Szene erlauben.

Landschaft - Streichquartett

Das Streichquartett "Folkestone" schrieb Linda Catlin Smith 1999. Der Titel ist einem Buch mit Aquarellskizzen von William Turner (1845) entlehnt, das die Komponistin in einem Antiquariat gefunden hatte. Es handelt sich um 24 Studien der Klippen, des Himmels und des Meeres bei Folkstone, eine Stelle, zu der es den englischen Maler immer wieder zog, um das Elementare der Küstenlandschaft neu zu entdecken.

Ihr Streichquartett, sagt Linda Catlin Smith, sei von diesem Prozess inspiriert. Allerdings sei es kein Versuch, dieses Buch musikalisch zu illustrieren. Stattdessen habe sie ein eigenes Skizzenbuch erstellt, das immer wieder die Landschaft des Streichquartetts betrachtet, sein Terrain beobachtet und entdeckt.
Ein aufgeschlagenes Buch, in dem ein Aquarell zu sehen ist. Im Hintergrund des Bildes sind Silhouetten von Gebäuden erkennbar.
J. M. William Turner: Ideas of Folkstone Skizzenbuch 1845 © Thomas Fichter
Aufzeichnung vom 18. August 2018 aus der Mary Flagler Cary Hall, New York
Linda Catlin Smith
"Folkestone" (1999)

Bozzini Quartet
Clemens Merkel, Violine
Alissa Cheung, Violine
Stéphanie Bozzini, Viola
Isabelle Bozzini, Violoncello


Sabrina Schroeder
"Underroom" für Streichquartett und live-Elektronik (Uraufführung)

JACK Quartet
Christopher Otto, Violine
Austin Wulliman, Violine
John Pickford Richards, Viola
Jay Campbell, Violoncello
SWR Experimentalstudio Freiburg
Caley Monahon-Ward, Elektronik

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