Vor 60 Jahren geboren

"Prince war ein Talent wie Beethoven"

Prince bei einem Konzert in Antwerpen 2010
Prince bei einem Konzert in Antwerpen 2010 © dpa / picture alliance / Dirk Waem
Von Martin Risel · 07.06.2018
Begnadeter Musiker, Tänzer und Komponist: Heute wäre Prince 60 Jahre alt geworden. Seine Genialität zeigte er schon 1978 mit seinem Debüt "For you", bei dem er alle Stimmen sang, alle Instrumente spielte und das Cover gestaltete.
"Just as long as we're together" – auch diese zweite Single seines Debutalbums "For you" war damals wenig erfolgreich. Mit 20 veröffentlicht, mit 16 erstmals alleine eingespielt. Also: alles alleine, alle Instrumente. Statt Stolz überwog beim jungen Prince öffentlich aber eine ungeheure Schüchternheit.
Legendär sein erster Fernsehauftritt: Ein jovialer Moderator kriegt kaum Antworten auf seine dämlichen Fragen und erklärt dem 19-Jährigen, dass so eine Musik ja wohl nicht aus Minneapolis kommen könne.
"Warum behandelst du mich so schlecht?" heißt der passende Songtitel. In Folge gab Prince nur noch stark reglementierte Interviews. In seiner Frühzeit legte das heranwachsende Genie vieles an, was ihn später ausmachen sollte.
"Ich hab Musik früh gelernt mit zwölf und wusste: Das will ich den Rest meines Lebens machen."

Das nächste große Ding

Alle Instrumente hat sich Prince selbst beigebracht. 23 waren es auf dem Debüt. Und im A Capella-Eröffnungssong 46 eigene Vokalspuren.
Immerhin: Die Schüchternheit wurde Prince los, nachdem er sich zum Singen im dunklen Studio auf den Fußboden legte. Ein Rat seines ersten Tontechnikers Chris Moon, der dann mit den ersten Demo-Aufnahmen zu einem Freund mit Draht zum Musikbusiness ging. Owen Husney:
"Er sagte: Ich hab hier das nächste große Ding auf der Welt. Du wirst es nicht glauben. Und ich sagte: Spiel mir das Demo vor. Und dachte dann: Das ist ja wohl das einzig Wahre! Und fragte: Wer ist diese Band? Er sagte: Das ist nur EIN Junge, 16. Er spielt alle Instrumente, singt und schreibt alles, nur er!"

Husney kaufte ihm bessere Instrumente, bastelte am geheimnisvollen Image des Wunderknaben, machte Prince fit für eine große Plattenfirma. Warner biss an. Hatte aber einen harten Brocken zu verdauen: Einen Art Direktor lehnte Prince ab, sogar Maurice White als Produzenten – damals mit Earth, Wind and Fire eine der populärsten schwarzen Bands. Ein bisschen nach denen klingt es trotzdem auf seinem Debüt.

Stevie Wonder war seine Inspiration

Dass Prince göttlich Gitarre spielen konnte fast wie Jimi Hendrix, auch das war schon auf seinem Debüt zu hören. Ebenso die Worte "purple" und "rain", seine Mischung aus trocken groovenden Partysongs und lippenleckenden Soulballaden. Aber wichtiger als Hendrix oder Sly Stone war für Prince ein anderer:
"Stevie Wonder war meine Inspiration. Ich hab ihn dafür bewundert, wie er Musik mit Handwerk und Seele gefertigt hat. Er war mein Vorbild dafür, all diese Instrumente zu spielen, selbstgenügsam zu sein und eine klare Vision zu haben."
Musikalisch zeigt schon das Debütalbum Jazz UND Pop sowie den Prince-eigenen Stil aus dem Geist des P-Funk. Vor allem aber das begnadete Genie in all seinen Facetten: als Sänger, Gitarrist und Keyboarder, als Arrangeur und Komponist.
"Ich denke, er war diese Art Talent wie Beethoven. Und das wird nicht vergehen. Es tat mir nur leid, dass er seine Kreativität nicht bremsen konnte."

"Ich versuche, im Hier und Jetzt zu leben"

Und das wurde erst recht nach Owen Husneys Zeit als Manager zum Problem zwischen Prince und Plattenfirma. Dem später außergewöhnlichen Performer und Tänzer verbot Warner eine Tournee zum Album. Dem späteren "slave" waren sämtliche Reglementierungen schon damals zuwider. Allerdings hatte Prince auch mit dem ersten schon den Etat für drei Alben fast aufgebraucht. "Fehlerlos" wollte er sein DebÜt machen, er selbst fand es dann "zu wissenschaftlich".
Fans verehren "For you" heute als Meisterwerk. Damals kein großer Erfolg bei Publikum und Kritikern, kam das Debüt nach seinem Tod erneut in die Charts. Prince wird das nicht berührt haben.
"Auf der Reise durch mein Leben schaue ich nicht viel zurück. Ich versuche, im Hier und Jetzt zu leben. Das hält jung."
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