Die Geburt eines Film-Mythos'

Von Stefan Keim · 25.05.2007
Die Schlangen vor den Kinokassen führten um mehrere Häuserblocks herum. So entstand der Begriff "Blockbuster". Viele Fans waren so begeistert, dass sie – wenn sie aus dem Kino kamen – sich gleich wieder hinten anstellten. Andere übernachteten auf der Straße, um am nächsten Tag in die erste Vorstellung zu kommen. Kaum jemand hatte an den Erfolg von "Star Wars" geglaubt. Deshalb startete der Film nur in 40 amerikanischen Kinos.
George Lucas – Drehbuchautor und Regisseur – muss bei den Filmproduzenten wenig Vertrauen erweckend gewirkt haben. In einer Zeit, als Science-Fiction völlig out war, kam dieser fanatische Filmemacher und hatte eine unglaublich komplexe Saga im Kopf, nicht bloß ein Drehbuch, sondern eine eigene Welt. Eine seltsame Mischung aus amerikanischen Comics, japanischem Kunstkino und christlicher Mythologie. Eine geknechtete Welt wartet auf ihren Erlöser. Der junge Luke Skywalker hat keine Ahnung, dass er dieser Messias sein soll. Bis ihm ein alter Mann namens Ben ein Geschenk seines verstorbenen Vaters bringt.

Aus dem Film: "Das Laserschwert deines Vaters. Die Waffe eines Jedi-Ritters. Nicht so plump und so ungenau wie Feuerwaffen. Eine elegante Waffe."

Heute wissen wir aus den anderen Filmen: Lukes Vater lebt noch. Er ist der finsteren Seite der Macht verfallen und zum bösen Darth Vader geworden, dem schwarzen Ritter mit Gesichtsmaske und asthmatischem Atem. Moment: die Macht? Was ist die Macht?

Aus dem Film: "Die Macht ist es, die den Jedi Stärke gibt. Es ist ein Energiefeld, das alle lebenden Dinge erzeugt. Es umgibt uns, es durchdringt uns. Es hält die Galaxis zusammen."
Star Wars erzählt vom alten Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Jedi-Rittern und dem Imperium. Zuvor spielten Science-Fiction-Filme in klinisch sauberen Räumen. George Lucas zeigte, dass es auch in der Zukunft Dreck gibt. Und entwarf mit seiner eigens dafür gegründeten Firma Industrial Light and Magic bisher ungesehene Trickeffekte. Allerdings fehlte ihm das Geld, um alle Ideen umzusetzen. Der erste Star Wars-Film wurde verhältnismäßig billig gedreht, in London und Tunesien. 25 Jahre später brachte George Lucas eine digital neu bearbeitete Version heraus.

Aus dem Film: "Han Solo. Ich bin Captain des rasenden Falken. Chewy hat mir erzählt, Sie wollen zum Alderansystem."

Harrison Ford wurde als Schmuggler und Weltraumabenteurer Han Solo zum Star. Dabei musste man ihn während des Drehs häufig von Kokainpartys abholen. Auch Carrie Fisher, die weibliche Hauptrolle, hatte Probleme. Sie war oft so betrunken, dass sie nicht mehr gerade stehen konnte und sich an Kulissen festhalten musste. Aber bei einem richtigen Mythos gehören solche Geschichten einfach dazu. Und "Star Wars" ist nichts weniger als das: Ein Mythos, von dem fast jeder schon einmal gehört hat, in den Fans ihre Träume und Sehnsüchte hineinprojizieren, ein phantastischer Weltentwurf, in dem am Ende das Gute gewinnt.

Aus dem Film: "Vergiss nicht, die Macht wird mit dir sein. Immer."
US-Regisseur George Lucas vor einem Kino am Potsdamer Platz in Berlin
US-Regisseur George Lucas vor einem Kino am Potsdamer Platz in Berlin© AP