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Kampf gegen den Hunger

Das Millenniumsentwicklungsziel Nummer 1 - die Halbierung der Zahl der Hungernden bis 2015 - steht auf dem Spiel. Auf dem derzeit stattfindenden Krisengipfel der Welternährungsorganisation der UN, die FAO, soll diskutiert werden, welche Gefahren vom Klimawandel und dem Anbau von Biospritpflanzen für die Ernährungssicherheit ausgehen.

Von Jule Reimer | 02.06.2008
    Anstehen um staatlich verbilligten Reis auf den Philippinen. Beth Caballero wartet in einer langen Schlange vor einer Ausgabestelle der Nationalen Ernährungsbehörde.

    "Es ist hart bei den Kindern knausern zu müssen. Wenn mein Mann und ich weniger zu essen haben, ist das Okay, aber nicht bei den Kindern. Sie sind noch jung, sie müssen ein richtiges Essen haben."

    Reis ist das wichtigste Grundnahrungsmittel auf den Philippinen, für manche Menschen dort das einzige. Nicht nur für Reis, auch die Preise für Weizen und Mais haben sich binnen eines Jahres um mehr als die Hälfte verteuert, wenn nicht verdoppelt. Die Lagerbestände sind weltweit die niedrigsten seit 30 Jahren. In zahlreichen Staaten, darunter Ägypten, Haiti, Indonesien und Burkina Faso kam es in den letzten Wochen wegen Knappheit und Preissprüngen zu Protesten, Bilder von aufgebrachten Demonstranten gingen um die Welt. Das Millenniumsentwicklungsziel Nummer 1 - die Halbierung der Zahl der Hungernden bis 2015 - steht auf dem Spiel. Insbesondere Afrika gilt als gefährdet. Donald Kaberouka leitet die Afrikanische Entwicklungsbank:

    "In den nächsten Jahrzehnten muss Afrika drei Herausforderungen meistern, die ein ungeahntes Ausmaß annehmen könnten. Das sind erstens das Bevölkerungswachstum, zweitens die Verstädterung und drittens der Klimawandel."

    Die Welternährungsorganisation der UN, die FAO, hat reagiert: Ab morgen lädt sie nach Rom zu einem dreitägigen Krisengipfel ein. Angesagt haben sich neben UN-Generalsekretär Ban Ki Moon auch 35 Staats- und Regierungschefs, darunter Nicolas Sarkozy aus Frankreich und Lula Ignacio da Silva aus Brasilien. Diskutiert werden soll, welche Gefahren vom Klimawandel und dem Anbau von Biospritpflanzen für die Ernährungssicherheit ausgehen. FAO-Chef Jaques Diouf warnte schon Anfang Dezember vor einer Hungerkrise, ohne es damals in die Schlagzeilen zu schaffen:

    "Wir haben derzeit steigende Nahrungsmittelpreise, was durch mehrere Faktoren ausgelöst wird und dabei handelt es sich keinesfalls um einen Trend, der nur für das nächste oder die nächsten beiden Jahre gelten wird."

    Weltweit hungern derzeit rund 860 Millionen Menschen - und es könnten wegen des Preisanstieges auf dem Getreidemarkt bald 100 Millionen mehr sein. Mit einer Verschärfung der Krise ist zudem zu rechnen, wenn die Weltmeere weiterhin so überfischt werden - für eine Milliarde Menschen ist Fisch der wichtigste Proteinlieferant. Drei F - "Food, Feed and Fuel" - zu deutsch: Nahrungsmittel, Viehfutter und Biokraftstoffe nennen die Experten als Auslöser für die Teuerung auf dem Getreidemarkt - die Nachfrage hat kräftig angezogen und an den Terminmärkten werden jetzt schon die zukünftigen Ernten gehandelt. Die EU will bis zum Jahr 2020 ihrem Treibstoffbedarf 10 Prozent Sprit vom Acker beimischen, in den USA soll es sogar ein Viertel werden. Viele Anleger haben sich den Rohstoffmärkten zugewendet. Dennoch weist Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer einen Einfluss der EU-Biosprit-Pläne zurück - dafür seien die bisher beanspruchten Flächen viel zu klein.

    "Zwei Prozent, nicht einmal zwei Prozent Anbau für Biokraftstoffe weltweit. Die weltweite Ernte schwankt jährlich um zehn Prozent je nach Klima, je nach Wetterlage. Das heißt: Das was wir an ganz natürlichen Schwankungen des Ernteertrages weltweit haben, liegt fünf Mal höher als das, was wir für Biokraftstoffe weltweit nutzen an Ackerfläche."

    Tatsächlich gehen gravierende Ernteausfälle auf das Konto von Dürren im Agrarexportland Australien. In Bangladesh zerstörte ein Zyklon die Ernte, in Lateinamerika und der Karibik hinterließen Wirbelstürme eine Spur der Vernichtung. Besonders betroffen vom Preisanstieg: alle Staaten, die auf Nahrungsmittelimporte angewiesen sind. Denn mit dem Beitritt zur Welthandelsorganisation WTO Mitte der90er Jahre hatten sich viele Entwicklungsländer verpflichtet, ihre Märkte zu öffnen. Damit kamen Nahrungsmittel ins Land, die billiger waren als die aus heimischer Produktion: die Agrarsubventionen der EU und der US-Regierung machten es möglich. So auch in Burkina Faso. Dort leitet die Agrarwissenschaftlerin Bernadette Ouattara-Wininga das Büro von INADES - einem Verband afrikanischer Agrarforschungsinstitute.

    "Obwohl man bei uns extra Gebiete für den Reisanbau ausgewiesen hat, wird er kaum gepflanzt, denn die Bauern bekommen für ihre Ernte so wenig Geld, dass sie das nicht ermutigt."

    Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung - OECD - schätzt, dass die Landwirte der Industriestaaten pro Jahr um die 210 Milliarden Euro Subventionen erhalten. Zum Vergleich: Für die Entwicklungshilfe geben die Industriestaaten derzeit 70 Milliarden Euro pro Jahr aus. Als besonders schädlich gilt die gezielte Förderung des Agrarexports, zumal die EU gleichzeitig Importe durch hohe Zölle verhindert.

    Bundeslandwirtschaftsminister Seehofer sieht auch hier keinen Zusammenhang zu der miserablen Selbstversorgung vieler Entwicklungsländer. Er verweist auf die gekürzten öffentlichen Mittel für die Agrarentwicklung in der Dritten Welt. Deren Anteil am Entwicklungsbudget sank in den letzten 25 Jahren von 17 auf unter vier Prozent. Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul spielt den Ball zurück:

    "Wenn die billigen Hähnchenbrüste auf dem Markt in Cotonou verkauft werden, billiger als der lokale Landwirt seine Hähnchen und seine Hühner auf den Markt bringen kann, dann ist doch klar, dass er verrückt wäre, wenn er weiter in dem Bereich investiert. Also: Exportsubventionen tatsächlich endlich stoppen und dann auch die landwirtschaftliche Produktion voranbringen. Ich habe auch das Gefühl, dass viele Länder jetzt schon dabei sind, um das wirklich zu praktizieren."

    Unterstützung erhielt die Ministerin vergangene Woche von FAO-Chef Jaques Diouf, als dieser gemeinsam mit der OECD in Paris den Agrarausblick 2008 veröffentlichte:

    "Die Entwicklungsländer werden erneut mit einer Politik konfrontiert, die zu starken Verzerrungen führt. Damit meine ich die Zölle, Subventionen und finanzielle Anreize etc, die zum Großteil von den OECD-Ländern angewandt werden und die auch die Entwicklung der Biokraftstoffe beeinflussen."

    Jaques Diouf fordert eine konzertierte Aktion, um die Produktivität zu steigern und die Getreidelager wieder zu füllen. Doch welche Form der Landwirtschaft ist die richtige Antwort auf die drohende Hungerkrise? Vor 30 Jahren brachte beispielsweise die Grüne Revolution mit ihren Hochertragssorten und ihrem intensiven Einsatz von Dünger und Pestiziden großartige Ertragssteigerungen nach Asien. Dann sanken die Erträge wieder, Böden zeigten sich ausgelaugt und Gewässer von Pestiziden verseucht. Entwicklungspolitisch war die Grüne Revolution kein Ruhmesblatt. Bangladeshs Äcker produzieren heute zweieinhalb Mal soviel wie damals und die Produktivität hat damit das Bevölkerungswachstum überholt. Doch die Kleinbauern dort sind so bitterarm wie früher. Das gilt weltweit: die Mehrheit der Hungernden lebt heute auf dem Land. Zum Teil befördern Kriege diese Not. Aber in Afrika fehlten zum Beispiel auch die entsprechenden Strukturen: Mancher Traktor wurde geliefert, der nach dem Abzug der Experten aus den reichen Staaten mangels Geld für Treibstoff und Ersatzteile dann still vor sich hinrostete. Bernadette Ouattara-Wininga:

    "Die Bauern haben diese Hochertragssorten gar nicht nutzen können. Dazu braucht man ein gewisses technisches Niveau. Bei uns wird Landwirtschaft in der Regel noch mit der Hacke betrieben, im besten Fall mit einem Ochsenpflug und die Traktorbesitzer können Sie an einer Hand abzählen. Unter diesen Umständen kann der Bauer die hohen Ausgaben für die Hybridsorten gar nicht wieder reinholen."

    Verschärft wurde diese Zementierung der Unterentwicklung auf dem Land durch die Politik von IWF und Weltbank in den 80er und 90er Jahren. Unnachgiebig drängten beide Institutionen darauf, jede Form von Agrarsubventionen abzuschaffen und forderten eine exportorientierte, auf Großfarmen zugeschnittene Produktion ein. Dabei wäre eine funktionierende Selbstversorgung für viele Kleinbauern schon ein großer Fortschritt. Dass es geht, zeigt das MASIPAG-Projekt auf den Philippinen, in dem sich 35.000 Bauern zusammengeschlossen haben. Elisabeth Cruzada berät sie:

    "Die Bauern haben teilweise weniger als einen halben Hektar Land, und sie bauen dort Reis, Mais und Gemüse an ohne chemischen Dünger und Pestizide einzusetzen. Ihr Saatgut sichern sie über die Saatgutbanken der Dorfgemeinschaft ab. So können sie die jeweils für den Standort besten Sorten ermitteln, und zusammen mit der richtigen Technologie macht sie das unabhängig."

    Dass viele Kleinbauern auf den Philippinen so wenig erfolgreich wirtschaften, dafür macht Cruzada auch eine fehlende Agrarreform verantwortlich. Auch in Brasilien kommt die Landreform wegen der quasi-feudalistischen Besitzstrukturen nur in Trippelschritten voran. Dort förderte die Regierung bereits während des ersten Ölpreisschocks der 70er Jahre Treibstoff aus Zuckerrohr. Viele Großgrundbesitzer warfen daraufhin ihre kleinen Pächter einfach raus, um jeden Hektar gewinnbringend bepflanzen zu können. Damals war Brasilien Diktatur, heute ist es eine Demokratie - Kleinbauerngewerkschaften können sich im Gegensatz zu früher laut zur Wehr setzen. Dennoch sorgt sich Derli Casali vom Verband der Kleinbauern:

    "Heute wird in Brasilien auf 22 Millionen Hektar Soja angebaut, auf 7,3 Millionen Hektar wächst Zuckerrohr, und auf 7 Millionen Hektar wächst Eukalyptus. Und diese Monokulturen werden zunehmen, denn weltweit wächst die Nachfrage nach Papier, nach Soja und nach Biosprit. Als Folge wird sich das fruchtbare Land noch stärker als bisher in den Händen weniger Großgrundbesitzer konzentrieren, weil die Kleinen nicht mithalten können. In Brasilien haben sich Kleinbauern auf den Anbau von Rizinus zur Biodieselproduktion eingelassen und viele von denen sind heute verschuldet."

    Viele Agrarexperten sehen jedoch den Preisanstieg für Nahrungsmittel auch als Chance für die Landwirte in der Dritten Welt - vorausgesetzt, die Industriestaaten stellen ihre unfairen Handelspraktiken ein und öffnen ihre Grenze für deren Importe. Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul weist auf weitere Rahmenbedingungen hin:

    "Man kann in ländlichen Regionen Märkte nur erreichen, wenn dazu Straßen und Infrastruktur vorhanden sind; und dass vor allen Dingen die Frauen Zugang zur Nahrungsmittelproduktion haben. Das sind nämlich die, die ihre Familien damit ernähren. Das heißt auch, da, wo die Fragen "Landrechte für Frauen", Landtitel noch nicht geklärt sind, dass die endlich auch in den betroffenen Ländern geklärt werden müssen und dass natürlich auch kleine und mittlere Landwirte ruhig auch für den Export produzieren, wenn es über die Bekämpfung des Hungers im eigenen Land hinausgehen kann, denn Länder müssen auch eigenes Einkommen generieren."

    Trotz der mäßigen Bilanz der Grünen Revolution propagieren jetzt zwei private Initiativen - die Rockefeller-Stiftung und die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung - erneut eine solche. Prominente Unterstützung erhält die "Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika" - kurz genannt AGRA - vom ehemaligen Generalsekretär der Vereinten Nationen, von Kofi Annan:

    "Wir glauben, dass wir mit dem richtigen Ansatz eine wahrhaft afrikanische grüne Revolution initiieren können, eine grüne Revolution, die darauf abzielt, die Nahrungsmittelproduktion in Afrika in den nächsten 5 bis 10 Jahren zu verdoppeln, ja zu verdreifachen."

    Ein Netzwerk von Agenten soll den Landwirten den Zugang zu kommerziellem Saatgut, Dünger und Pestiziden erleichtern, auch die Umwelt soll nicht leiden. Die Macher von AGRA versprechen: Man habe aus den Erfahrungen der ersten Grünen Revolution gelernt. Dass sich einiges anders machen lässt, aber dass es auch auf die Mithilfe des Staates ankommt, zeigt der Fall Malawi, das vor fünf Jahren tief in einer Hungerkrise steckte. Heute produziere sein Land genug, um die Grundversorgung zu sichern, erklärte Präsident Bingu wa Mutharika im Dezember auf dem EU-Afrika-Gipfel in Lissabon.

    "Unsere Ausgangslage war klar: viele Bauern bei uns besitzen weniger als einen halben Hektar und sie hätten den Einstieg in eine marktorientierte Produktion auf eigene Faust niemals überlebt. Deshalb gingen wir von vornherein davon aus, dass wir sie subventionieren müssen. Das mussten wir hart durchfechten, denn wie Sie alle wissen, sind Subventionen auf internationaler Ebene ein Tabu. Wir stellten den Bauern dennoch zu Sonderkonditionen verbessertes Saatgut, Dünger und andere Chemikalien zur Verfügung und wir boten Beratung an, um sie in der Anwendung und der Pflege der Pflanzen zu schulen."

    Für arme Länder wie Malawi bietet die AGRA-Initiative eine willkommene Finanzspritze, die ihnen die Industriestaaten bisher verwehrten. Entwicklungspolitische Organisationen schauen dagegen skeptisch auf die privaten Geldgeber. Sie argwöhnen hinter AGRA die Interessen der Biotechnologie-Industrie, in Afrika gentechnisch verändertes Saatgut einzuführen. Außerdem warnen sie, dass der Griff zu kommerziellem Saatgut, das der Bauer jedes Jahr neu kaufen muss anstatt es selbst nachzuzüchten, neue Abhängigkeiten bringe. Die Mehrheit der Afrikaner lebt von der Landwirtschaft. Auch wenn einige Kleinbauern mit den teueren, neuen Methoden Erfolg hätten - wohin mit denen, die sich bei einer Durchkommerzialisierung der Landwirtschaft zu hoch verschuldeten, um dann alles zu verlieren, fragt die Agrarwissenschaftlerin Bernadette Ouattara-Wininga.

    "Als im vorletzten Jahrhundert die Industrialisierung der Landwirtschaft in Europa begann, zogen die Kleinbauern dort in die Fabriken, sie hatten eine Alternative. Bei uns haben alle Fabriken, die es mal gab, zugemacht. Also, wo sollen die Bauern hin?"

    Auch der Weltagrarrat - ein Gremium, das mehrere UN-Organisationen zusammen mit der Weltbank ins Leben gerufen haben - warnte jüngst davor, einseitig allein auf die Hochleistungslandwirtschaft zu setzen. Wenn Landwirtschaft erfolgreich sein wolle, müsse sie eingebettet in ihren sozialen und kulturellen Kontext praktiziert werden. Die Wissenschaftler mochten zudem die Grüne Gentechnik nicht uneingeschränkt empfehlen, was zum Ausstieg der großen Saatgutkonzerne aus dem Gremium führte. Ricardo Gent, Geschäftsführer der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie:

    "Die Pflanzenbiotechnologie löst das Hunger- und Armutsproblem der Welt nicht, aber sie ist ein Bestandteil des Werkzeugkastens, der den Landwirten zur Verfügung gestellt werden sollte, um ein bestimmtes Problem zu lösen."

    Angelika Hilbeck von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich und Mitautorin des Berichts dagegen will die Verbreitung und Bedeutung der Grünen Gentechnik nicht überschätzen. Sie meint:

    "Wir müssten und könnten heute alle Menschen problemlos ernähren. Wir können auch noch mal ein oder zwei Milliarden Menschen ernähren, mit den herrschenden Technologien, wenn man die vernünftig anwenden würde. Afrika produziert höchstens ein Bruchteil der Kapazitäten, die sie hätten. Da bräuchten Sie überhaupt nichts neues zu erfinden, mit den Technologien, die wir schon vor 20 Jahren hatten, hätten Sie die Erträge dort locker verdoppeln und verdreifachen können, wenn die Technologien dort vernünftig angewendet worden wären."

    Die traditionellen Bauern wehren sich mittlerweile offensiv gegen den Vorwurf der Ineffizienz. Sie halten dagegen: Die auf puren Hochertrag ausgerichtete Landwirtschaft sei nicht nachhaltig. Sie trage erheblich zum Artensterben in der Wildnis bei. Auch innerhalb ihres eigenen Bereichs habe sie die Vielfalt drastisch reduziert. Auf dem Ernährungsgipfel in Rom wird es ab morgen zu aller erst um Geld gehen. 1,7 Milliarden US-Dollar erbittet FAO-Chef Jaques Diouf von der Weltgemeinschaft, um Notfallprogramme für die Getreideversorgung auflegen zu können. Die Weltbank hat 1,2 Milliarden Dollar als Krisenmittel bereitgestellt und will ihre jährliche Unterstützung für die Landwirtschaft verdoppeln. Das sind gute Nachrichten für die städtische Bevölkerung, die über die Weltmärkte versorgt wird. Aber um den hungernden Kleinbauern zu helfen, die es nicht in die Schlagzeilen der Nachrichtenagenturen schaffen, obwohl sie doch genauso oder stärker betroffen sind, braucht es nach Ansicht von Bernadette Ouattara-Wininga aus Burkina Faso mehr. Vor allem solle man mal die Bauern und die Organisationen befragen, die mit ihnen täglich direkt zusammenarbeiteten:

    "Was brauchen die Bauern wirklich? Produktionsmittel, die ihnen eine nachhaltige Produktion ermöglichen. Einen Rechtstitel für ihr Land, so dass sie einen Kredit beantragen können; Straßen, damit sie ihre Ware zu den Märkten transportieren können; Schulen, in die sie ihre Kinder schicken können, und zwar kostenlos. Und sie brauchen gerechte Marktbedingungen, damit sie nicht gegenüber subventionierten Produkten aus dem Ausland benachteiligt sind."