Hundevermittlung durch Hotels

Gefährten für den Tag oder fürs Leben

05:33 Minuten
Ein schwarz-weißer Hund ist mit seiner Leine neben der Straße an einem Pfosten festgebunden.
Bis ein Hund adoptiert wird, dauert es meist zehn bis 14 Tage, erzählt Raquel Wood vom Westin Mission Hills Hotel. © Unsplash / Barthelemy de Mazenod
Von Arndt Peltner · 14.03.2020
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Einsame Menschen suchen sich gern ein Haustier. Doch viele scheuen den Gang ins Tierheim. Vielleicht aus Furcht vor den vielen traurigen Hundeaugen. Ein Modell aus den USA bietet da eine Alternative: Heimhunde werden hier in Hotels vermittelt.
Wenn man im Westin Mission Hills in Palm Springs rund einhundert Meilen nordöstlich von San Diego eincheckt, dann wird der Hotelgast an der Rezeption auch von einem Vierbeiner begrüßt. Gerade ist es George, ein einjähriger Pinscher-Chihuahua-Mix
"Wir haben hier eine schicke Hundehütte, ein Nachbau des Hotels", sagt Raquel Wood. In dem hundefreundlichen Westin ist sie unter anderem auch für eine ungewöhnliche Partnerschaft mit dem lokalen Tierheim "Animal Samaritans" zuständig.
In der Lobby des vier Sterne Resorts wartet jeweils ein Hund auf interessierte Gäste. Mit dem Hintergedanken Adoptionen zu ermöglichen.
"Wir haben mit dem Programm im Mai 2015 begonnen und die erste Adoption machte ein Mitarbeiter, einige weitere folgten", erzählt Raquel Wood. "Es ist schon witzig, sobald ein Hund vermittelt ist, kommt gleich die Frage, wann wir den nächsten bekommen."
Das Konzept scheint aufzugehen, denn in dieser Woche wurde schon der 156. Hund im Westin begrüßt.

Ein Erfolg für alle Beteiligten

"Normalerweise dauert es so zehn bis 14 Tage bis ein Hund adoptiert wird", sagt Raquel Wood. "Bei manchen dauerte es auch mal drei Wochen. Unser Rekord war ein paar Stunden, das war glaube ich Hund Nummer 151. Die Hündin war gerade mal eine halbe Stunde hier, da hatten schon einige Gäste die Formulare für sie ausgefüllt. Sie war einfach so süß und beliebt."
Tom Snyder, der Direktor des "Animal Samaritans" Tierheims in Palm Springs ist begeistert von dem Programm und sieht den Erfolg für alle Beteiligten:
"Wir von 'Animal Samaritans' können die Hunde im Hotel viel mehr potentiellen Hundebesitzern präsentieren. Für das Westin ist es gut, denn sie haben eine ungewöhnliche Attraktion für ihre Gäste. Die Hunde helfen ihnen, Stress abzubauen. Und natürlich ist es auch gut für den Hund, denn er bekommt so viel mehr Aufmerksamkeit als im Tierheim. Es lohnt sich für alle. Und am Ende ist das Ziel ein 'Forever Home' für unsere Tiere zu finden."
Tagsüber ist der Vierbeiner im Lobbybereich, kann gestreichelt oder zum Spazierengehen auf dem Areal des Resorts mitgenommen werden. Auch im Hotelrestaurant sind die Hunde willkommen und bekommen Extras aus der Hundekarte. Nachts schlafen die Hunde im hinteren und geschützten Bereich der Rezeption. Doch so erfolgreich das Konzept ist, scheint die Vermittlung im Luxushotel doch nicht für alle Arten obdachloser Hunde geeignet:

Nicht für alle Hundearten geeignet

"Wir haben hier eher so kleine, circa bis zu 15 Pfund Gewicht", erzählt Raquel Wood. "Also keine Schäferhunde oder Labradors, mehr Chihuahua oder Pinscher und Terrier-Mischlinge. Der größte Hund war wohl ein Cocker Spaniel mit knapp 25 Pfund. Aber das ist eher selten."
Auch wenn die Hunde von Hotelgästen adoptiert werden, geprüft wird dennoch genau, wohin der Hund kommt. Das, so Tom Snyder, sei für seine Organisation sehr wichtig.
"Wir haben da Möglichkeiten in diesen Zeiten mit dem Internet, die Informationen auf den Adoptionsunterlagen zu prüfen", erklärt er. "Die Adresse können wir uns über Google Earth ansehen, checken, ob es auch wirklich ein Privathaus und keine Geschäftsadresse ist, oder sehen, ob der Garten eingezäunt ist.
Beim Prüfen des neuen Zuhauses gibt es keine Abstriche, wer sich für einen Hund entscheidet und in wenigen Stunden einen Flieger nehmen muss, dem wird geraten von der Adoption Abstand zu nehmen oder noch einmal zurückzukommen. Auch das passiert.
"Einer kam sogar aus Seattle für den Hund zurück", erzählt Tom Snyder. "Das zeigt uns ganz deutlich, wenn man das auf sich nimmt, dann hat man das Tier wirklich ins Herz geschlossen und wird ein guter Tierhalter sein."

Das Modell findet Nachahmer

In den USA, wo jährlich 1,5 Millionen Hunde und Katzen eingeschläfert werden, weil sie kein neues Zuhause finden, hat sich das Modell mittlerweile verbreitet. Zahlreiche Hotels im ganzen Land bieten "Yappie Hours" an, bei denen lokale Tierschutzorganisationen ihre Schützlinge im Hotelgarten präsentieren können.
In manchen bekommt man bei erfolgreicher Adoption ein Upgrade oder andere Vergünstigungen. In anderen kann man mit dem Zimmer auch gleich den Hund buchen. Und "Best Friends", eine der bekannten Tierschutzorganisation der USA hat in Utah nun sogar ein eigenes Hotel gegründet. Mit fest eingebauten Designer-Hundebett auf den Zimmern und extra Spa-Bereich für Vierbeiner. Vielleicht begrüßt es der ein oder andere dann doch, wenn die Vermittlung etwas länger dauert.
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