Butzmanns "Wunderschöne Rückkopplungen"

Kleine Geschichte des schönen Krachs

12:40 Minuten
Frieder Butzmann steht mit zwei Männern und einer Frau um einen Tisch.
Frieder Butzmann (links) baute in den 1980er-Jahren Burkhardt Seilers (zweiter von links) Schallplattenlabel Zensor mit auf. © imago images / BRIGANI-ART
Frieder Butzmann im Gespräch mit Massimo Maio · 02.11.2020
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Kaum einer kennt sich in der Welt zwischen Kunst und Krach besser aus als der Klangkünstler Frieder Butzmann. Jetzt hat der „Crachmacheur“ eine Werksbiografie herausgebracht: „Wunderschöne Rückkopplungen“ ist ein Dialog mit Freunden und Weggefährtinnen.
Seit den 60er-Jahren macht er Musik, Hörspiele und Klangkunst. Den Humor, den er dabei in seine Arbeit steckt, merkt man bereits in seiner Berufsbezeichnung: Frieder Butzmann nennt sich am liebsten "Crachmacheur".
Jetzt hat er ein Buch herausgebracht, das sich um die Entstehung seiner Musik dreht. Es heißt "Wunderschöne Rückkopplungen" und trägt damit den Namen eines Geräusches, das man als Musiker eher vermeiden will.
Für Butzmann waren Rückkopplungen jedoch der Beginn seines Schaffens: Früher habe er nur das Mikrofon anmachen müssen, dann habe es bereits "gepfeift und geraucht". Seine Arbeit habe dann lediglich darin bestanden, diese Töne neu zusammenzusetzen.

"Ich mache heute nichts anders als mit 15 oder 16 Jahren"

Das Spielerische, der Humor und die Lust, Neues zu entdecken, hört man bis heute seinen Arbeiten an. Er habe sich diese "positive Naivität" der Kindheit immer bewahren wollen, sagt Butzmann: "Ich mache eigentlich heute nichts anders als mit 15 oder 16 Jahren – natürlich mit anderen Inhalten und Gerätschaften."
Das Buch besteht aus Dialogen, die er mit anderen Künstlerinnen und Freunden geführt hat. Wie zum Beispiel mit Thomas Kapielski. Mit ihm hat Butzmann 1987 sein erstes Hörspiel gemacht: "Radio Postnormal". Eine der aktuellsten Arbeiten heißt "Seltene Klänge und Instrumente im Homeoffice" (Radiokunst im Aufnahmezustand Staffel #1 - Inside Out), eine Reihe für die Radiokunst im Deutschlandfunk Kultur, in der Butzmann Alltagsgegenstände in der Coronakrise neu betrachtet.
Gerade in Zeiten der Krise und des erneuten Lockdowns sei es wichtig, den Humor zu bewahren, sagt Butzmann: "Egal, welche Situation im Leben ist, auch wenn es die furchtbarste und finsterste Situation ist, man muss etwas daraus machen."
(sed)

Frieder Butzmann: "Wunderschöne Rückkopplungen"
Martin Schmitz Verlag, Berlin 2020
352 Seiten, 35 Euro

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