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Klimawandel und Energiekrise

Der Hurrikan "Katrina" hat nicht nur Schäden in Milliardenhöhe verursacht, sondern weltweit zu einer Energiekrise geführt. Das ist Wasser auf die Mühlen derjenigen, die sich für eine effiziente Energienutzung einsetzen oder für die alternativen Energiegewinnungsformen. Zum Thema Klima- und Energiepolitik hat sich in Berlin auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für Meteorologie zu Wort gemeldet.

Von Dieter Nürnberger | 08.09.2005
    Zugespitzt gesagt: Die Wissenschaftler haben Sorge, dass der Klimawandel und die Folgen nicht richtig analysiert werden, dass sogar falsche politische Entscheidungen die Sache noch verschlimmern könnten – und somit Kosten für die internationale Staatengemeinschaft entstehen, die dann kaum noch zu bewerkstelligen seien.

    Klimaveränderungen und Klimawandel - Hier gäbe es ja immer noch Unverbesserliche, die diesen Sachverhalt bezweifeln. Doch die Aussage ist klar: "Es wird wärmer auf der Erde – und das habe Folgen". So hat das Max-Planck-Institut für Meteorologie Langzeitaufzeichnungen verglichen. Und die Wissenschaft sei sich weitgehend einig, dass die beobachtete Klimaveränderung nicht allein mit natürlichen Ursachen zu erklären sei. Einen Zusammenhang zwischen Klimawandel und extremen Wetterlagen sieht deshalb Daniela Jakob vom Max-Planck-Institut.

    "Es ist eindeutig klar, dass wir auch in Deutschland mit mehr extremen Ereignissen und katastrophalen Auswirkungen rechnen müssen. Wir konnten nachvollziehen, dass sich die Starkniederschläge in den Sommermonaten verstärken werden. Das bedeutet beispielsweise, dass ein Gewitterniederschlag in Berlin heutzutage eine bestimmte Regenmenge bringt. Das muss von der Kanalisation aufgefangen werden. In Zukunft wird diese Wassermenge vielleicht 30 Prozent mehr betragen."

    Sicherlich habe nicht jede extreme Wettersituation heutzutage mit dem Klimawandel zu tun, das habe es auch früher gegeben, aber die Häufigkeit nehme zu. Einen Zusammenhang zu leugnen wäre fatal. Die Konsequenz aus diesem Wissen der Experten sei deshalb eindeutig. Man müsse verhindern, dass in den kommenden Jahrzehnten die durchschnittliche Erderwärmung um 2 Grad Celsius stattfinde. Ansonsten komme dies recht teuer – sagt Claudia Kemfert, Energieexpertin beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung.

    "Global können bis zum Jahr 2050 200 Billionen US-Dollar an Schäden auftreten. Das bedeutet 800 Milliarden allein für Deutschland. Wenn sofort mit einer Klimaschutzpolitik begonnen würde, dann könnte diese enormen Schäden vermieden werden. Die Kosten einer Klimaschutzpolitik werden von uns mit 71 Billionen US-Dollar beziffert. Die Schäden aber 200 Billionen US-Dollar global. Das wäre somit nur ein Teil dessen, was aufgebracht werden muss."
    Das heißt konkret: Wenn man handelt, dann kostet das Geld, viel Geld sogar. Aber nur ein Drittel des Betrages, den man aufbringen müsste, wenn man nicht handelt. Volkswirtschaftlich also lohne der Klimaschutz. Und ein Beitrag dazu sei die Energie beispielsweise aus Wind, Sonne und Wasser. Johannes Lackmann, der Präsident des Bundesverbandes Erneuerbare Energien.

    "Die erneuerbaren Energien leisten in 2005 in Deutschland einen Beitrag zur CO2-Reduzierung von 80 Millionen Tonnen. Das sind 10 Millionen Tonnen mehr als noch im vergangenen Jahr, eine Steigerung von 12 Prozent. Wir haben ausgerechnet, dass bis zum Jahr 2020 der Beitrag der erneuerbaren Energien an der CO2-Vermeidung sich auf 270 Millionen Tonnen pro Jahr summieren kann. Das wären dann 30 Prozent der heutigen CO2-Emissionen in Deutschland."

    Aber auch die Erneuerbaren Energien sind bekanntlich nicht kostenlos zu haben. Die hier produzierten Kilowattstundenpreise sind höher als bei anderen Energieträgern. Allerdings sagen die Wissenschaftler "noch teurer", denn mit steigenden Preisen bei den fossilen Energieträgern seien die Erneuerbaren schon sehr bald voll wettbewerbsfähig.