Euro-Münze mit Helmut Schmidt

Gedenken ohne Glimmstengel

Eine frisch geprägte 2-Euro-Münze mit dem Konterfei des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt
Eine frisch geprägte 2-Euro-Münze mit dem Konterfei Helmut Schmidts © dpa / picture-alliance / Christian Charisius
Moderation: Axel Rahmlow und Vladimir Balzer · 30.01.2018
Von nun an wird mit Schmidt bezahlt, zumindest manchmal: Der Altkanzler ziert rund 30 Millionen frisch geprägte 2-Euro-Münzen. Nach Einschätzung des Direktors des Münzkabinetts Berlin, Bernhard Weisser, fehlt allerdings eine Sache auf der Münze - oder auch nicht.
30 Millionen mal zwei Euro, 30 Millionen mal Schmidt - so lässt sich zusammenfassen, was die Deutschen Münzprägungsstätten in diesem Herbst geschaffen haben und was nun bei vielen im Portemonnaie landet: die aktuelle Gedenkprägung der neuen 2-Euro-Münzen. Die Münzen erinnern an den vor zwei Jahren gestorbenen Altkanzler Helmut Schmidt.
Das Geldstück ist seit Dienstag in Umlauf und wird im gesamten Euro-Raum als Zahlungsmittel dienen. Im September hatte die Hamburger Münze mit der Prägung begonnen, später waren dann auch an den übrigen deutschen Münzprägestätten in Berlin, München, Stuttgart und Karlsruhe Exemplare hergestellt worden.
Direktor des Münzkabinetts, Bernhard Weisser
Direktor des Münzkabinetts, Bernhard Weisser© picture-alliance / dpa / Soeren Stache
Beim ersten Blick auf die Münze sieht dann allerdings jeder, der Helmut Schmidt auch nur ein bisschen kannte: Da fehlt doch was? Nein, erklärt Bernhard Weisser, Direktors des Münzkabinetts Berlin und Mitglied der Auswahljury für die Gestaltung der Schmidt-Gedenk-Münze, auf der Münze fehle nichts:
"Es gab kein Diktum. Der Künstler hat sich entschieden, ihn ohne Zigarette darzustellen."
Entscheidend sei Schmidts Position in der Gesellschaft als Ratgeber und ausgleichende Persönlichkeit für die Darstellung auf der Münze gewesen, so Weisser im Deutschlandfunk Kultur:
"Wir haben uns ganz bewusst für diese Arbeit von Bodo Broschat, einem Berliner Medailleur, entschieden, weil wir der Auffassung waren, dass Helmut Schmidt doch sehr viel mehr war als nur der Altbundeskanzler, wir haben ihn doch alle aus seiner Zeit nach der Kanzlerschaft als eine moderierende, besonnene Persönlichkeit, die sich auch gerne in Diskussionen begeben hat, wahrgenommen."
Dieser Rede- und Diskussionsgestus Schmidts sei hier in der von Bodo Broschat geschaffenen Darstellung sehr gut eingefangen.
"Und genau diese Haltung hat er eben auch ohne Zigarette gehabt. Ob da nun noch ein Glimmstengel zwischen den Fingern hing oder nicht, das ist nicht entscheidend", so Weisser.

Prägung in Reaktion auf einen Vorschlag aus Hamburg

Schmidt (Bundeskanzler 1974-1982) wäre im kommenden Dezember 100 Jahre alt geworden. Anfang 2016 hatte Hamburgs Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD) dem damaligen Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) vorgeschlagen, den Altkanzler auf diese Weise zu ehren. Die Bundesregierung beschloss daraufhin, die Münze zum 100. Geburtstag von Helmut Schmidt (23. Dezember 1918) prägen zu lassen und so das Lebenswerk des Altkanzlers und früheren Hamburger Innensenators zu würdigen.
Am 19. September des vergangenen Jahres dann hatte Schmidts Tochter Susanne den Startknopf der Prägemaschine in Hamburg gedrückt. Die Euroländer dürfen nach Angaben des Bundesverwaltungsamtes ein bis zwei Sonderprägungen pro Jahr machen.
Schmidt ist nicht der erste deutsche Politiker auf einer Euro-Münze. Zum 50. Jubiläum des Elysée-Vertrages zwischen Deutschland und Frankreich waren 2013 von beiden Ländern 2-Euro-Stücke geprägt worden, die Kanzler Konrad Adenauer und Staatspräsident Charles de Gaulle zeigen. Die Motive für solche Sonderprägungen müssen jeweils von der EU-Kommission genehmigt werden.

Demnächst wohl auch Kohl auf einer Euro-Münze

Und in Aussicht auf die Würdigung weiterer deutscher Politiker mit solcher einer Münze kündigte Weisser an:
"Helmut Kohl wird mit Sicherheit seine Münze bekommen, weil er natürlich auch eine ganz große europäische Persönlichkeit war, und wir werden dann sehen, wie die Jury entscheiden wird, wie er dargestellt werden soll."
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