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Journalismus
"The Young Turks" versus Donald Trump

Mit Donald Trump als Präsident wird sich für sie vieles verändern, befürchten nicht wenige Journalisten in den USA. Die Macher des Online-Nachrichten-Formats "The Young Turks", haben davor keine Angst. Ihr Gründer - ein US-Bürger mit türkischen Wurzeln - rät allen Medienmachern, sich vorm neuen US-Präsidenten bloß nicht wegzuducken.

Von Nicole Markwald | 19.01.2017
    "The Young Turks": Jayar Jackson, Praveen Singh, Gründer Cenk Uyger und Jesus Godoy im Washington
    "The Young Turks": Jayar Jackson, Praveen Singh, Gründer Cenk Uyger und Jesus Godoy im Washington (Imago)
    Cenk Uygur hat ein mitreißendes Lachen. Und er lacht häufig, selbst auf die Frage, auf die es seiner Meinung nach keine gute Antwort gibt. Wie zum Beispiel es wohl ausgehen wird mit Donald Trump im Weißen Haus?
    Wahrscheinlich mies, sagt er und lacht. Uygur ist 46 Jahre alt, geboren in der Türkei. Seine Eltern wanderten in die USA aus, als er acht Jahre alt war. Inzwischen hat er selbst zwei Kinder - oder eher drei, schließlich ist das Format "The Young Turks” auch "sein Baby". 2002 schuf er die Gesprächsrunde als Radiosendung, drei Jahre zog "The Young Turks” auch auf Youtube, zwischendurch lief das Format auch im Fernsehen auf Current TV.
    Zwei Stunden Programm stellen "The Young Turks” täglich in ihrem Studio in Los Angeles her - ein Ausschnitt aus den Themen der letzten Tage: "Führt uns Trump mit seinen leeren Versprechen fürs Gesundheitssystem an der Nase herum?", "Donald Trump hat viele Interessenkonflikte und das sollte jeden sorgen" oder "Der WAHRE Gewinner der Präsidentschaftswahl? Goldman Sachs". Wer Donald Trump sehr kritisch sieht, fühlt sich hier gut aufgehoben.
    Uygur sieht sich mit "The Young Turks” im Vorteil gegenüber klassischen US-Medien wie der New York Times oder Sendern wie NBC oder CNN. Die müssen Geld verdienen und so ihre Besitzer glücklich machen. Ein Online-Format wie "The Young Turks” sei da einfach in einer besseren Position, sagt er
    "Ihr müsst dagegen ankämpfen"
    Aktuell ruft "The Young Turks" zu Spenden auf, um einen Pool von investigativen Reportern aufbauen zu können. Auch sein Fernsehstudio hat das Team über eine Spendenaktion auf der Internetplattform Indigogo finanziert. Das führe dazu, dass man sich seinen Zuschauern und nicht anderen Sponsoren gegenüber verpflichtet fühle, erzählt Uygur, was in der Berichterstattung freier mache. Und das sei gerade mit dem Beginn der Trump-Präsidentschaft von enormer Bedeutung, denn der, so Uygurs Worte, mache alles ihm Unliebsame platt, auch Journalisten. Seinen Kollegen rät er:
    "Haltet dagegen. Wenn Ihr Euch wegduckt, wird er Euch zermalmen. Ihr müsst dagegen ankämpfen."
    Aber genau das werde schwer für Sender und Blätter, die ihre Leser, Zuschauer und Werbetreibende nicht vergraulen wollen. Trump werde großen Schaden anrichten, da ist sich Uygur sicher. Und er sagt: unter Trump ist nichts ausgeschlossen.
    "Was passiert zum Beispiel, wenn sein Beliebtheitsgrad weiter sinkt - und das wird passieren. Dann wird er einen Sündenbock brauchen. Wie weit wird er zum Beispiel gehen, um seine politischen Gegner zu attackieren? Er kennt keine Grenzen. Ihm ist alles zuzutrauen. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass er politische Gegner verhaften lässt.”
    Schon jetzt sei zu merken, dass manche einfach Angst vor dem künftigen Präsidenten hätten. Cenk Uygur dagegen sagt, er genieße die Auseinandersetzung. Und am Ende der vier Amtsjahre werde man sehen, wer bleibt.