Privatisierung von Wohnungen

Dresden hat 2006 alle verkauft und baut nun neu

15:51 Minuten
Wohnblöcke der kommunalen Wohnungsgesellschaft Woba im Dresdner Stadtteil Prohlis.
Verblichenes Idyll: Viele der verkauften Wohnungen der Wohnungsgesellschaft Woba waren Plattenbauten. © picture-alliance / dpa / Peter Endig
Alexandra Gerlach im Gespräch mit Heidrun Wimmersberg · 14.01.2020
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In Dresden ist der Wohnungsmarkt, anders als in anderen deutschen Großstädten, recht entspannt. Dabei hat die Stadt 2006 alle eigenen Wohnungen verkauft. In hippen Vierteln wie der Neustadt reichen die vorhandenen Wohnungen allerdings nicht aus.
2006 hat Dresden seinen gesamten Wohnungsbestand an einen amerikanischen Investor verkauft, mit dem Geld für die Wohnungen hat die sächsische Landeshauptstadt ihre Schulden getilgt. Inzwischen hat sich die Situation auf dem Dresdner Wohnungsmarkt verändert. Die Stadt hat wirtschaftlich zugelegt, die Bevölkerung ist gewachsen, der Wohnraum wird knapp und damit auch teurer.

798 Millionen Schulden auf einen Schlag weg

Anfang der 2000er-Jahre trug die Stadt eine Schuldenlast von 798 Millionen Euro und musste pro Jahr 70 Millionen für den Schuldendienst aufbringen. Das hieß auch, dass es überhaupt keinen Investitionsspielraum gab. 2006 verkaufte die Stadt dann alle 46.000 städtischen Wohnungen. "Ein Befreiungsschlag", wie der damalige Oberbürgermeister sagte.
Mit dem Erlös von fast einer Milliarde Euro war Dresden von jetzt auf gleich schuldenfrei. Es blieben sogar etwa 200 Millionen Euro über. Sie verliehen der Stadt neue finanzielle Beweglichkeit. Das Geld half, die Infrastruktur zu verbessern, nutzte bei Sanierungen und beim Stadionbau.
Der Verkauf sorgte bundesweit für Aufsehen und ist bis heute umstritten. Ein Bürgerbegehren sollte den Verkauf seinerzeit verhindern, der Deutsche Mieterbund warnte vor einem Ausverkauf.

Dresden baut wieder Sozialwohnungen

Die Stadt sicherte sich seinerzeit Belegungsrechte für sozial schwache Mieter für rund 10.000 Wohnungen. Dieses Zugriffsrecht gilt bis 2036. Inzwischen hat die Stadt eine neue städtische Wohnungsbaugesellschaft gegründet, "Wohnen in Dresden".
Aktuell baut diese 800 neue Wohnungen, die bis 2021 für einkommensschwächere Familien zur Verfügung stehen sollen. Mittelfristig sollen es bis zu 2500 Wohnungen werden. Schätzungen zufolge könnte der Bedarf aber bei bis zu 10.000 Wohnungen liegen.
Preiswerte Wohnungen sind derzeit vor allem in beliebten Vierteln wie der Neustadt schwer zu finden. Dort ist die Nachfrage sehr viel höher, als es Wohnungen gibt. Dieses Phänomen gibt es auch in anderen Städten. In Köln, München oder in Stuttgart ist die Lage aber insgesamt dramatischer.
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