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Tarifstreit bei der Lufthansa
Eilantrag gescheitert

Das Arbeitsgericht Frankfurt am Main hat einen Eilantrag der Lufthansa gegen den für Mittwoch von Gewerkschaft Cockpit geplanten Streik abgewiesen. Die Fluggesellschaft kündigte am Abend Berufung an. Dass Unternehmen hatte zuvor angekündigt, dass im Fall eines Streiks fast 900 Kurz- und Langstreckenflüge gestrichen würden.

22.11.2016
    Zwei Piloten sitzen in Hamburg im Cockpit eines Lufthansa-Airbus A380.
    Zwei Piloten sitzen in Hamburg im Cockpit eines Lufthansa-Airbus A380. (picture-alliance / dpa / Daniel Reinhardt)
    Das Arbeitsgericht verwies bei seiner Entscheidung auf die Tarifautonomie. Die Lufthansa hatte argumentiert, Teile der Gewerkschaftsforderungen seien nicht streikfähig. Dem Konzern steht nun noch der Weg der Berufung in der nächsthöheren Instanz offen. Und den beschritt die Fluggesellschaft daraufhin auch umgehend Berufung. Die Entscheidung in der nächsthöheren Instanz könnte noch am späten Abend fallen.
    Das Landesarbeitsgericht Hessen hatte den vorerst letzten Pilotenstreik der Vereinigung Cockpit im September 2015 für rechtswidrig erklärt, weil dort tariffremde Forderungen erhoben worden waren. In der Folgezeit hatte die Gewerkschaft "Vereinigung Cockpit" es vermieden, über andere Themen als die Lohnforderung zu reden.
    100.000 Menschen wären von Streik betroffen
    Insgesamt seien vom Streikaufruf mit den fast 900 Flugausfällen 100.000 Menschen betroffen, teilte das Unternehmen mit. Mehr als 2.000 Flüge sollen aber stattfinden. Heute fielen bereits mehr als 60 Flüge der Lufthansa-Tochter Eurowings aus.
    Gestrichen werden demnach 51 Langstreckenflüge sowie Verbindungen auf der Kurzstrecke ab Deutschland. Planmäßig stattfinden sollen die Flüge der Töchter Germanwings, Eurowings, Air Dolomiti, Austrian Airlines, Swiss und Brussels Airlines.
    Die Pilotengewerkschaft Cockpit hatte die 5.400 Lufthansa-Piloten für Mittwoch zu einem 24-Stunden-Streik aufgerufen. Cockpit fordert rückwirkend ab 2012 eine Lohnerhöhung von 3,7 Prozent im Jahr - das sind 22 Prozent über einen Zeitraum von fünf Jahren. Die Lufthansa bietet 2,5 Prozent über eine Laufzeit von mehr als sechs Jahren.
    Streik dauert seit zweieinhalb Jahren an
    Die Tarifauseinandersetzungen begannen im April 2014. Seitdem streikten die Piloten 13 Mal, den letzten Ausstand vor mehr als einem Jahr stoppte ein Gericht.
    Die Pilotengewerkschaft hatte zuvor erneut den Vorschlag des Unternehmens abgelehnt, in eine Schlichtung zu den offenen Gehaltsverhandlungen einzusteigen. Neben der Gehaltsfrage sind auch andere Tarifthemen wie die Betriebsrenten und die Übergangsversorgung nach wie vor ungelöst.
    Die Gewerkschaft Cockpit teilte mit, ihre Forderung liege unter den Lohnforderungen anderen Gewerkschaften im vergleichbaren Zeitraum. Die Lufthansa weise zudem seit Jahren sehr gute Zahlen aus und steuere 2016 auf ein erneut hervorragendes Ergebnis zu. Dass der Konzernvorstand und Aufsichtsrat das ebenso sehen, lasse sich daran ablesen, dass deren Bezüge und Gehälter um 30 Prozent und mehr erhöht wurden.
    Die Lufthansa entschuldigte sich auf ihrer Webseite für die Unannehmlichkeiten, die der Streik mit sich bringe. Ein Sonderflugplan sei in Arbeit und werde auf LH.com veröffentlicht.
    Heute befindet sich bereits das Kabinenpersonal von Eurowings in Düsseldorf und Hamburg im Ausstand, rund 60 Flugausfälle waren die Folge.
    (vic/jcs)