"Jerry Cotton"

10.03.2010
Dass sich in den 60ern das Kinopublikum nicht über einen in Westdeutschland erfundenen FBI-Agenten auf den Straßen New Yorks mokierte, lag zum einen an dem gigantischen Erfolg der Krimi-Roman-Heftchen, zum anderen sicher auch an der damals noch ungebrochenen Beliebtheit des deutschen Filmes.
Als der Held dann endlich auch noch per Fernsehen in jeden Haushalt kommen konnte, war Jerry Cotton endgültig eine Legende. Der beinharte FBI-Mann wurde zum Straßenfeger und vielleicht hätte man es dabei belassen sollen, als eine schöne Erinnerung für die einen, ein Mythos für die anderen, den man sich ja aus der Videothek auch mal kommen lassen kann.

Doch nach dem gigantischen Kinoerfolg für die "Wixxer"-Filme wollte sich das Regieduo Cyrill Boss und Philipp Stennert dieses Juwel nicht entgehen lassen. Da man aber seit der Erfindung des Film noir gesehen hat, was gute Polizisten auf den Straßen New Yorks wirklich zu tun haben, von den superfiesen Cop- und Mafia-Thrillern der Neuzeit ganz zu schweigen, durfte der Super-Deutsche in Amiland eigentlich nur eine Rolle spielen, wenn er sich nicht gänzlich lächerlich machen will: eine komische!

Dafür hat sich der Film immerhin den Grandsigneur der deutschen Komiker, Christian Tramnitz, vor die Kamera geholt. Doch der Fall ist haarig, denn außer dem FBI, das ihn wegen des vermeintlichen Mordes an seinem Partner jagt, scheucht er auch noch das gesamte organisierte Verbrechen auf. Den Boss des bösen Gesindels will er diesmal wirklich hinter Gitter bringen!

Dafür braucht's schon harte Ermittlungsarbeit, deshalb bekommt er mit Christian Ulmen die Geheimwaffe deutscher Kinokunst an die Seite gestellt, der immer eingesetzt wird, wenn es ulkig und natürlich unabsichtlich clever zugehen soll.

Jerry Cotton hat mit den "Wixxern" vieles gemein, die Gagstruktur natürlich und die vielen feinen Nebenrollen, in denen auch richtig gute Schauspieler ihrem Affen mal Zucker geben können.

So ist die Auferstehung des Jerry Cotton eine hübsch auf die 60er Jahre gestylte, ganz unterhaltsame und mit den üblichen Alleskönnern besetzte Vorführung geworden, die weder die Brillianz einer guten Parodie, noch die brüllenden Lacher einer ordentlichen Klamotte verbuchen kann.

Deutschland 2010. Regie: Cyrill Boss, Philipp Stennert. Darsteller: Christian Tramnitz, Christian Ulmen, Christiane Paul, Heino Ferch, Herbert Knaup. 100 Minuten, ab 12 Jahren

Filmhomepage "Jerry Cotton"