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Daimler-Konzern
Der Stern bringt wieder Gewinn

Der Autobauer Daimler hatte in diesem Jahr den ersten Quartalsverlust seit zehn Jahren gemeldet. Jetzt sieht die Lage offenbar wieder besser aus. Dennoch ist Daimler gezwungen, seine Strategie zu schärfen, um gegen drohende Altlasten und potenzielle Gefahren wie Handelskonflikte gewappnet zu sein.

Von Thomas Wagner | 24.10.2019
Im Vordergrund rechts ein Mercedes-Logo, im Hintergrund der Schriftzug Daimler an einer Wand, davor Silhouetten von Menschen.
Daimler macht wieder Gewinn, zur Freude der Aktionäre (dpa)
Am Anfang die nicht so gute Nachricht: "Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat ein Bußgeld von 870 Millionen Euro erlassen!" Der aber, gerade mal eine Minute später, die gute Nachricht folgt:
"Der Free-Cash-Flow im Industriegeschäft im dritten Quartal beträgt 2,8 Millionen Euro. Er hat sich gegenüber dem Vorjahreswert deutlich verbessert."
Dasselbe treffe, so Daimler-Finanzvorstand Harald Wilhelm heute Vormittag bei der Vorstellung der Geschäftszahlen für das dritte Quartal 2019, auch auf den Gewinn zu. Der Konzern verdiente von Juli bis September 2019 knapp über 1,8 Milliarden Euro nach Zinsen und Steuern. Der Umsatz ist um acht Prozent gewachsen auf 43,3 Milliarden Euro.
Mehr Umsatz bei PKW, Bussen und Vans
Damit war der Verlust im Sommer zunächst erstmal nur eine Delle. Und was bei der Bewertung noch bedacht werden muss: Darin war schon das damals absehbare Bußgeld enthalten, das Daimler nun aber bezahlt hat. Hinzu kommt, dass Autos mit dem Stern auf der Kühlerhaube weltweit wieder stärker gefragt sind. Das Geschäftsfeld "Mercedes Cars" ist in den vergangenen drei Monaten gegenüber dem Vorjahres-Quartal 2018 um acht Prozent gewachsen; weltweit wurden über 600.000 Mercedes-PKW verkauft. Daimler-Finanzvorstand Harald Wilhelm:
"Insgesamt global mittel bis langfristig gehen wir natürlich davon aus, dass der Premium-Markt weiter wächst und die Nachfrage nach Premium-Produkten, dass wir der Marktführer hier sind."
Weniger schwere Lastwagen verkauft
Zuwächse gab es auch bei Bussen und Vans, also bei den leichten Nutzfahrzeugen, denen allerdings deutliche Einbrüche bei den schwereren Lastwagen gegenüberstehen. Hier sieht sich der Stuttgarter Konzern mit einem Absatzminus von acht Prozent konfrontiert. Insgesamt erwartet Daimler für 2019 bei Umsatz und Absatz Zahlen auf Vorjahresniveau. Der Gewinn, soviel könne man jetzt schon sagen, werde aber deutlich unter jenen 8,5 Milliarden Euro liegen, die Daimler im Vorjahr verdient hat. Die Ursachen: Handelskonflikte, Konjunktureintrübung, Strafzahlung. Und die müssen nicht unbedingt die letzten ihrer Art gewesen sein, so Finanzvorstand Harald Wilhelm mit Verweis auf den Risikobericht des Konzerns. Demnach...
"… ist Daimler behördlichen Anfragen, Ermittlungen, Anordnungen und Verfahren sowie Gerichtsverfahren in Zusammenhang mit Dieselabgas-Emissionen ausgesetzt. Da rechtliche Verfahren mit erheblichen Unsicherheiten behaftet sind, ist es möglich, dass die gebildeten Rückstellungen im Zuge von abschließenden Verfahrensentscheidungen teilweise teilweise unzureichend erweisen."
Folgekosten der Dieselaffäre könnten Rückstellungen aufzehren
Mit anderen Worten: Da könnte noch einiges auf Daimler zukommen. Darüber hinaus will der Konzern am 14. November auf einem Kapitalmarkttag in London und New York Aktionären Pläne zur Kostensenkung und zum Konzernumbau vorstellen. Harald Wilhelm betonte, Daimler sei...
"…ein Unternehmen, dass sich in einer in der Historie noch nie dagewesenen Phase der Transformation befindet", ohne jedoch Einzelheiten der geplanten Umstrukturierung zu nennen. Er machte gleichwohl klar:
"Wir haben keinen 180-Grad-Turn in der Strategie vor, bestimmt nicht. Aber wir müssen schärfen, wir müssen priorisieren. Das ist das, was wir tun wollen."