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Fernsehpremiere "Moni's Grill"
Offene Interviewtakes und eher banale Geschichten

Autor und Regisseur Franz Xaver Bogner kam die Idee zu seinem neuen Fernsehgenre: ein Zwitter aus fiktionaler Serie und Talk. Kabarettistin Monika Gruber und TV-Star Christine Neubauer betreiben "Moni's Grill" am München Viktualienmarkt. Aber was die Zuschauer am heutigen Donnerstag in der ARD-Fernsehpremiere sehen werden findet Achim Hahn "30 Minuten Zeitverschwendung".

Von Achim Hahn | 21.09.2016
    Das Hinweisschild "Moni's Grill" bei einem Pressetermin in München. In sieben 30-minütigen Folgen trifft fiktionale Erzählung auf Real-Talk. Überraschungsgäste aus Film, Kultur und Unterhaltung schauen in "Moni's Grill" vorbei.
    "Moni's Grill": In sieben 30-minütigen Folgen trifft fiktionale Erzählung auf Real-Talk mit Gästen aus Film, Kultur und Unterhaltung (Ursula Düren/dpa)
    "Kreiskruzefünferl!"
    Zugegeben: Da sind zwei Powerfrauen am Start. Zum einen die Kabarettistin Monika Gruber, nicht zuletzt auch bekannt durch "Die Anstalt" …
    "Ich hatte mal 'nen Blinddate gehabt mit 'nem Politiker!"
    ... zum anderen der ewige TV-Star Christine Neubauer:
    "I bin zwar nimma jung, aber so alt bin I a net!"
    Zwei Schwestern, die in München einen Grill betreiben. "Moni's Grill", nicht zu verwechseln mit dem, was man landläufig unter Pommesbude versteht. Denn "Moni's Grill" befindet sich am Viktualienmarkt. Beste Lage, edles Interieur, Grillgut der feineren Sorte. Und hierhin treibt es offenbar die Promis scharenweise. Zumindest sieben bisher gedrehte Folgen lang.
    Promis kommen scharenweise
    "Bist Du auch wieder da? - Ja!"
    Erster Gast: die mehr als offenherzige Hella von Sinnen. Und die Zuschauer werden gleich hineingeworfen ins Geschehen. Denn jede Folge beginnt damit, dass eine dieser VIPs mit der U-Bahnrolltreppe in der Münchener City anrollen und sogleich zielstrebig in "Moni's Grill" eintauchen, wo sie sofort aufs Herzlichste von Wirtin Monika Gruber in Empfang genommen werden.
    "Du sagst immer von Dir: die dicke Frau von Sinnen. Du wirst immer schmäler! Es schlackert alles an Dir! - Ich hab wieder Sex!"
    Das - in etwa - ist der Einstieg und das Setting des neuen TV-Formats, das den Sendeplatz von Ex-Talker Beckmann in der ARD beerbt hat.
    "Wer kam denn auf so eine Idee?"
    Franz Xaver Bogner, Kultautor seit der legendären 68er-Serie "Irgendwie und sowieso". Er wollte eine Spielhandlung mit einem Promi-Talk verschrauben, um "eine Atmosphäre schaffen, in der man jemanden relativ privat kriegt".
    "Kuckst Du gerne Pornos? - Noch nie einen gesehen. - Wirst verrückt!"
    Das Konzept: 20 Minuten Story, 10 Minuten Talk. Ein Mix aus Improvisation und Schauspiel. Inszeniert als Parallelhandlung mit dumpf komisch aufgesetzter Musik. Das heißt während Monika Gruber mit den Promis am Separee-Tisch sitzt, tobt die jeweilige Spielhandlung und greift zum Beispiel in Gestalt einer Kellnerin ins Talk-Geschehen ein:
    "Moni, kannste mal schnell in die Küche kemme? - Wieso? - Ich glaub da gibt's gleich a Schlägerei!"
    Das klingt alles vielleicht ganz viel versprechend und bietet - was den Talk angeht, - manchmal auch ganz unvermittelt private Einblicke. Etwa von Wigald Boning in der fünften Folge:
    "Ich war im vorigen Leben ein ShetlandPony! - Manchmal sikst man's auch a bisschen!"
    Und tatsächlich wirken die mit drei Kameras aufgenommenen und unchronologisch in die Stories geschnittenen Interviews im besten Fall wie ein lockeres Gespräch unter Freunden.
    "Ich bin die einzige Lesbe, die permanent Bierflaschen zum ejakulieren bringt. Ich trinke und dann Mmmf! (Lachen)"
    Doch die drumherum erzählten Geschichten sind für mich größtenteils so aufgesetzt und in Altherrenmanier erzählt, dass man sich fast nur fremd schämen kann - nicht nur wegen der häufigen, sexualisierten Anspielungen inklusive Internet-Sexchatbesessener Oma.
    Nicht wirklich lustig
    "Und was schreiben wir uns da so? - Ja mei, Sauereien, perverse halt, was sonst?"
    Erster Höhepunkt in der zweiten Folge: die erotisch gemeinte Einlullung des Vermieters, der die Miete anheben will, durch die tiefen Einblicke in Frau Neubauers Dekolleté und eine inszenierte Erotik à la "da mach ich mir 'nen Schlitz ins Kleid, und find es wunderbar!" - Für diejenigen, die sich noch an "Klimbim" erinnern. Unterhaltend ist das alles nicht wirklich. Humor - eher Fehlanzeige, wenn man mal von der bayrisch sprechenden, schwarzen Küchenkraft absieht.
    "Das ist kein Krampf, Du alte Krampfhenne."
    Alles in allem bietet "Moni's Grill" immerhin erstaunlich offene Interviewtakes und eher banale Geschichten mit viel Pseudodramatik und vermeintlicher Frauenpower - oder einfach nur 30 Minuten Zeitverschwendung.
    "Scho irgendwie fad!"
    Trotz des Kultautors.