Pippo Pollina: "Il sole che verrà"

Musikalische Zuversicht für schwere Zeiten

Der italienische Liedermacher Pippo Pollina beim Konzert
Der italienische Liedermacher Pippo Pollina verbreitet mit "Il sole che verrà" Hoffnung. © imago/Werner Schmitt
Von Jutta Petermann · 12.01.2017
Pippo Pollina will uns mit seinem neuen Album "Il sole che verrà" Sonne, Licht und Wärme bringen. Der gebürtige Sizilianer ruft dazu auf, die Hoffnung nie aufzugeben. Selbst in Zeiten, in denen die Welt aus den Fugen zu geraten scheint.
"Wir sind mit der Musik energiestrahlende Menschen, wir müssen auch den Leuten schenken einen Weg. Und diesen Weg zeigt auch, dass die Musik einen gewissermaßen quasi therapeutischen Aspekt besitzt."
Strahlen ist das Stichwort, denn es strahlt auf allen Ebenen das neue Album "Il sole che verrà". Melodiöse, sehr harmonische Fusionen sizilianischer Folklore mit weltmusikalischen Anklängen hat Pippo Pollina hier wieder einmal geschaffen. Meist zarte, warme dicht gewebte Klänge, leicht nostalgisch im Ton.
Ein Album, das nicht einfach nur schön anzuhören ist. Es hat auch eine selbstauferlegte gesellschaftspolitische Dimension. Die Texte geben die für Pollina typische positive Botschaft wieder: dass man die Hoffnung nie aufgeben sollte, selbst in Zeiten, in denen die Welt aus den Fugen zu geraten scheint.
Religion und Politik gäben keinen Halt mehr, sagt der 53-Jährige. Wirtschaft und Konsum allein könnten nicht glücklich machen, Kunst und Kultur seien gefordert, das Vakuum zu füllen, so wie sie es nach dem 2. Weltkrieg eine Zeit lang getan hätten:
"Ich denke schon, dass in der Geschichte unserer Welt, in den letzten 300 bis 400 Jahren immer wieder in der Welt Geister erschienen sind, die aus unterschiedlichen Bereichen wissenschaftlichen , politischen, sportlichen, uns einen Weg gezeigt haben, mit ihrem Lebensbeispiel. Die Repräsentanten waren von gewissen Werten, die wir danach gepflegt haben, die unsere Gesellschaften sehr beeinflusst haben, im positiven Sinne des Wortes."

Für Pippo Pollina ist Muhammed Ali ein Held

Einer dieser Helden, an den Pippo Pollina dabei denkt, ist der im vergangenen Jahr verstorbene Boxer Muhammed Ali, der viele Repressalien in Kauf genommen hat, um seinen Überzeugungen treu zu bleiben:
"Der Mann, der an der Spitze seiner Karriere - Weltmeister und Olympiasieger - mit dieser Entscheidung nicht ins Militär gehen zu wollen, um gegen die Vietnamesen zu kämpfen, verbringt zwei Jahre im Gefängnis und ihm wurde der Titel des Weltmeister weggenommen und vier Jahre durfte er nicht kämpfen. Ich frage mich wie viele Sportler heute, bei allem Respekt, wie Christiano Ronaldo oder Roger Federer bereit wären, ihren Reichtum und ihre Berühmtheit und ihre Freiheit ins Spiel zu bringen für so eine politische Entscheidung."
Pollinas Credo - Haltung bewahren auch wenn es etwas kostet. Ausgerechnet in seiner Heimat Italien, in der die Sonne im übertragenen Sinne schon lange nicht mehr geschienen habe, gebe es solche Personen sogar in der Politik. Wie die Fünf-Sterne -Politiker, die bei uns ja eher als Populisten wahrgenommen werden:
"Ich sehe auch schon, dass sie ein paar Initiativen übernommen haben, die sehr konkret sind, zum Beispiel die Parlamentarier, die ein Fünftel des Gehalts kassieren, als sie normalerweise kassieren sollten, auf allen Ebenen regional, national, provinziell. Das ist die Regel, damit der Staat seine Schulden ein bisschen reduziert. Das sind konkrete Dinge, die nur sie tun, alle anderen nehmen das Geld und gehen nach Hause."

Dezent rockend verbreitet Pollina einen Hoffnungsschimmer

Grund für Hoffnung also sogar für die verfahrene Situation in Italien. Doch Pollina ist auf "Il sole che verra" nicht ausschließlich ein Hoffnungsbringer an der Gitarre, der den Blick der Menschen auf das Positive lenken möchte. Er ist wie seit je her auch ein wundervoller Poet. Schafft aus seinem Dasein als Songlyriker, als Ehemann, als aufmerksamer Beobachter seiner Umwelt oder aus seinen Reiseerinnerungen an Kuba und Südamerika wundervolle nachdenklich-lebensfrohe Lieder. Zu Lateinamerika, zu den Menschen, zu den Landschaften und der Kultur hat Pippo Pollina schon lange eine besondere Beziehung:
"Ich habe angefangen zu spielen mit 16 mit einer Band, wir haben diese Musik gespielt, Musik aus den Anden, Musik aus Peru, Argentinien, Chile Uruguay, Bolivien mit den ganzen Instrumenten dieses Kontinents, es ist immer in meinem Blut geblieben dieses Art von Musik."
Musikalisch hat sich auf seinem neuen Album im Vergleich zu seinen früheren Veröffentlichungen nicht groß etwas verändert, Pollina ist auf "Il sole che verra" nur weniger Rocker, als er es früher manches Mal war:
"Nur ein akustisches Instrument schafft diese Wärme, die ich unbedingt nötig habe. Für ein Album "Wie die Sonne, die kommen wird - il sole che verra" braucht man diese akustische Dimension, um das alles zu beschreiben."
Trotzdem auch dezent rockend, wie im Stück "Eppure si muove" verbreitet Pollina einen Hoffnungsschimmer.
Mehr Informationen zu Pippo Pollina auf seiner Homepage
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