Und damit den Landwirten ihre Lebensgrundlage bewahrt. Hauptkritikpunkt des Bauernverbandes sind, wie gesagt, die Ausgleichsflächen. Die liegen in der Regel ganz in der Nähe der versiegelten Fläche. Die Verbandsvertreter wollen erreichen, dass die naturschutzrechtliche Eingriffsregelung flexibler gehandhabt wird. Helmut Born:
Muss der Ausgleich immer wieder in der Land- und Forstwirtschaft stattfinden, um beispielsweise Streuobstwiesen wiederherzustellen oder Feuchtgebiete herzustellen? Oder aber kann man diesen Ausgleich in den Ballungsgebieten für die Entsiegelung nutzen? Denn noch mal: Jeder Hektar, der betoniert ist, ist unwiederbringlich weg. Und wenn wir dort nicht auf der anderen Seite dafür sorgen, dass wieder Beton verschwindet, ja, dann ist das eigentlich eine nicht ganz ehrliche Politik.
Ein Beispiel, wie eine solche flexiblere Handhabung aussehen könnte, kommt aus Mecklenburg-Vorpommern. Hier sind viele Landwirte durch den Bau der Autobahn A20 von Lübeck nach Stettin betroffen. Die Trasse hat 2500 Hektar verschlungen. Dazu kommen fast 5000 Hektar als Ausgleichsfläche. Von Autobahn und Ersatzfläche ist häufig derselbe Landwirt betroffen. Hans-Thomas Sönnichsen von der Landgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern will nun andere Ausgleichsmöglichkeiten finden:
Es gibt häufiger mal Flächen in Größenordnungen zwischen drei bis fünf Hektar, die zu DDR-Zeiten mit LPG-Bauten überbaut wurden: dass wir diese Gebäude insgesamt wegnehmen. Das bringt viel mehr an Flächenäquivalenten, wenn ich eine versiegelte Fläche entsiegele als eine landwirtschaftliche Nutzfläche dem Naturschutz zuführe.
Ein anderes Instrument gegen die Verminderung der landwirtschaftlichen Fläche sind die so genannten Ökokonten. Dabei legt sich eine Kommune einen Vorrat naturschutzfachlich geeigneter Flächen an, die dann, im Falle eines Straßen oder Gewerbebaus als Ausgleichsflächen aktiviert werden können. So lassen sich Konflikte mit den Landwirten im Vorfeld ausräumen und es entfällt die hektische Suche nach Flächen im Bedarfsfall, wodurch häufig landwirtschaftlich wertvolle Flächen verloren gehen. Solche und ähnliche Modelle werden also derzeit bei der Berliner Tagung diskutiert.