Im Hochsommer stand die Sonne ein gutes Stück oberhalb von ihm. Die alten Griechen wähnten zur Zeit der größten Sommerhitze die Strahlung der Sonne und des hellen Sirius vereint und sprachen von den Hundstagen.
Im Ägypten der Pharaonen spielte Sirius eine herausragende Rolle. Sein erstes Auftauchen in der Morgendämmerung signalisierte den baldigen Beginn der Nilschwemme.
Wenn im späten Frühjahr in den Hochländern des heutigen Äthiopiens genug Regen gefallen war, wanderte die Nilflut allmählich stromabwärts. Ende Juni begann dann die jährliche Überschwemmung der Felder in Ägypten.
Vor gut fünf Jahrtausenden tauchte Sirius Ende Juni erstmals wieder in der Morgendämmerung auf. Für die Sterndeuter war es von größter Bedeutung, dass ausgerechnet der hellste Stern am Nachthimmel die lebenswichtige Überflutung der Felder ankündigte. Zudem lag sein Wiedererscheinen nah an der Sommersonnenwende, dem längsten Tag des Jahres.
Aufgrund der sehr langsamen taumelnden Bewegung der Erdachse zeigt sich Sirius im Nildelta mittlerweile erst Anfang August wieder - viel zu spät, um die Nilschwemme anzukündigen.
Doch die überlieferten Zeichen der Natur nützen ohnehin nichts mehr. Denn seit dem Bau des Assuan-Staudamms ist es am Nil vorbei mit regelmäßigen Pegelschwankungen.
Sirius aber strahlt noch immer: Bei uns zeigt er sich jetzt wieder jeden Morgen am Südosthimmel.