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Überraschendes aus der Pluto-Umgebung
Pluto und der Sonnenwind

Als die Raumsonde New Horizons am 14. Juli 2015 an Pluto vorbeizogen ist, galt das Interesse der Forscher nicht nur dem Planeten selbst, sondern auch seiner Umgebung.

Von Hermann-Michael Hahn | 13.07.2016
    Der umströmende Sonnenwind reißt Stickstoffatome der Plutoatmosphäre mit sich.
    Der umströmende Sonnenwind reißt Stickstoffatome der Plutoatmosphäre mit sich. (Foto: NASA/JHU)
    Sie wollten wissen, wie die vermutlich dünne Pluto-Atmosphäre durch den heranströmenden Sonnenwind beeinflusst und möglicherweise abgetragen wird. Dies ist ein Strom geladener Teilchen, der von der Sonne aus mit einigen hundert Kilometern pro Sekunde durch das Planetensystem weht.
    Man hatte erwartet, dass dadurch – ähnlich wie bei einem Kometen – ein nicht unerheblicher Anteil der Gasmoleküle elektrisch aufgeladen würde. Und weil Pluto nur über eine geringe Anziehungskraft verfügt, wären solche elektrisch aufgeladenen Moleküle eine leichte Beute für die im Sonnenwind eingelagerten Magnetfelder. Denn die nehmen alles mit, was nicht niet- und nagelfest ist. Doch die Messdaten des entsprechenden Plasma-Instruments auf New Horizons lieferten ein überraschend anderes Bild. Danach werden offenbar nur wenige Gasmoleküle in der Pluto-Atmosphäre ionisiert und dann vom Sonnenwind mitgerissen.
    Zwar besitzt Pluto, wie die Erde, einen langen Plasmaschweif aus ionisierten Atmosphäreteilchen, doch sind diese durch eine dünne Schutzhülle, die sogenannte Pluto-Pause, gegen den umströmenden Sonnenwind abgeschirmt.
    Insgesamt deuten die Messdaten der beiden Plasma-Instrumente darauf hin, dass viel weniger Teilchen aus der Atmosphäre in den Weltraum entweichen als die Forscher ursprünglich angenommen hatten. Ob dies an der dünnen Pluto-Atmosphäre selbst liegt oder andere Ursachen hat, ist allerdings noch unklar.