Manfred Honeck beim DSO Berlin

Zerrissene Helden

Der Dirigent Manfred Honeck schaut mit aufgestützem Kinn in der Hand direkt in die Kamera.
Der Dirigent Manfred Honeck liebt ausgedehnte Wanderungen, wie einst Beethoven. © Manfred Honeck / Felix Broede
24.02.2017
Manfred Honeck ist beim DSO Berlin eingesprungen, er dirigiert Richard Strauss' "Ein Heldenleben" und zu Beginn Samuel Barbers "Adagio for Strings". Igor Levit gastiert in der Philharmonie als Solist im 3. Klavierkonzert Ludwig van Beethovens.
Der österreichische Dirigent Manfred Honeck hat für den erkrankten Neeme Järvi dieses Konzert übernommen. Deshalb ist auch das Programm geändert worden. Das Kammerorchesterkonzert Nr. 1 von Jaan Rääts wird durch das Adagio für Streicher von Samuel Barber ersetzt. Und im zweiten Teil gibt es statt der "Symphonia domestica" von Richard Strauss die Tondichtung "Ein Heldenleben" vom selben Komponisten. Unverändert gastiert der Berliner Pianist Igor Levit mit dem dritten Klavierkonzert Ludwig van Beethovens beim DSO.
Beethoven sei "sein engster, bester Freund", sagt der Pianist Igor Levit. Und er pflegt diese Freundschaft mit großer Hingabe. Seine erste CD war eine Einspielung der späten Klaviersonaten, es folgten die "Diabelli-Variationen", aber natürlich sind auch die Klavierkonzerte des Wiener Klassikers kontinuierlicher Gegenstand der künstlerischen Auseinandersetzung. Die FAZ nennt Igor Levit umstandslos "einen der besten Pianisten der Gegenwart", und es gibt nicht wenige Musikliebhaber, die jedes einzelne seiner Konzerte als beglückendes Erlebnis empfinden. Beim Deutschen Symphonie-Orchester Berlin ist er seit 2014 regelmäßig zu Gast. Mit dem DSO interpretiert er das dritte Klavierkonzert Ludwig van Beethovens. Die Uraufführung 1803 im Theater an der Wien spielte der Komponist selbst den Solopart, jetzt also "sein engster, bester Freund" – wir dürfen auf eine bemerkenswerte Interpretation hoffen.
Beethovens Klavierkonzert op. 37 ist die Konstante dieses Konzerts. Das übrige Programm ändert sich wegen der krankheitsbedingten Absage des estnischen Dirigent Neeme Järvi. Manfred Honeck hat für Järvi das Konzert übernommen, auch er war in den letzten Jahren regelmäßig am Pult des DSO zu erleben. Zuletzt dirigierte er das Orchester 2015 mit einer eigenen Fassung von Mozarts "Requiem". Jetzt rahmt er Beethoven durch zwei populäre Orchesterwerke ganz unterschiedlicher Provenienz.
Am Beginn steht das "Adagio for Strings" von Samuel Barber. Ursprünglich der langsame Satz eines Streichquartetts, hat sich dieses "Adagio" vor allem in der Fassung für Streichorchester längst als eigenständiges Werk etabliert. Es ist gewissermaßen der langsame Epilog zur sensationellen Aufführung von Barbers Oper "Vanessa" durch das DSO im November 2016.
Im zweiten Teil des Konzerts erklingt statt der "Symphonia domestica" von Richard Strauss dessen symphonische Dichtung "Ein Heldenleben". Statt der häuslichen Idylle also das Bild eines Helden, dessen innere Zerrissenheit freilich nicht das Unwichtigste ist.
Live aus der Philharmonie Berlin
Samuel Barber
Adagio für Streicher
Ludwig van Beethoven
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 c-Moll op. 37
ca. 21.00 Uhr Konzertpause
Richard Strauss
"Ein Heldenleben", Tondichtung für großes Orchester op. 40

Igor Levit, Klavier
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Manfred Honeck