"Mein Land?!" hat für jeden Einzelnen eine andere Bedeutung. Viele Gedichte haben uns erreicht, in denen das eigene Land mit den unterschiedlichsten Motiven in Verbindung gesetzt wurde. Mal lag "Mein Land?!" düster im grauen Nebel, dann wieder ging es um eine fröhliche, globale und gemeinsame Welt.
Einige von euch bezogen sich auf die Beschaffenheit der Erde, die Farben der Natur, für andere bedeutete die Beschäftigung mit dem Thema "Mein Land?!" eine Frage der Identität und Zugehörigkeit sowie der inneren Zerrissenheit zwischen zwei Nationen.
Hier sind die Namen der Oktober-GewinnerInnen, deren Vorstellung von ihrem Land die Jury überzeugt hat. Vielen Dank und herzlichen Glückwunsch!
Im November lautet das lyrix-Leitmotiv übrigens: "Bauchgefühl" .
Deutsch-Land
Schwarzrotgolden weht die Fahne
Himmel über Deutschland? blau
Wege aschig, ockerfarben
Alte Menschen, weiß und grau
Kleine Kinder? rosa Finger
Fahren durch den Lockenschopf
Helle Fasern, schwarze Strähnen
Lichtermeer auf deutschem Kopf
Blasse Haut ziert grüne Augen
Dunkle Iris, braungebrannt
Afrikanisch, völkerfarben
Reicht sich eine Welt die Hand
Helle Finger, beige Kuppen
Falten, tief, geschichtenreich
Bahnen sich den Pfad des Lebens
Durch Gesichter, dunkel, bleich
Land der Deutschen, deutsche Lande
Banner der Vielfältigkeit
Spannen unsre Landesgrenzen
Von Monotonie befreit
Laute voller Farbenfreude
Schwingen sich von Mund zu Mund
Malen uns Momentaufnahmen
Fotoalbum Deutschland? bunt.
(Judith Gerten aus Pulheim, Geschwister-Scholl-Gymnasium, Jahrgangsstufe 10, Muttersprache deutsch)
Salzwind und Andennebel
Ich bin das unaufhaltsame, nasskalte Grau,
dass unter die Kleider dringt und in die Gemüter,
die sich nicht zur Wehr zu setzen wissen.
Ich bin der Dönergeruch in den U-Bahn-Schächten
und das Abendgold in den Hafenkränen
wo mich nach langer Reise
der Salzwind hin zurück trug.
Mit Eukalyptusduft
und Andennebel im Herzen
sah ich mich zum ersten Mal im Spiegel.
Mit Sommersprossen
und ungekämmten Haaren
und lächelte mir zu
(Lou Zucker aus Hamburg, Emilie-Wüstenfeld-Gymnasium, Jahrgangsstufe 12, Muttersprache deutsch)
Ins Kristall
Wie einen grauen Mantel
Leg ich mein Tagwerk ab
Im stillen Weltenwandel
Senkt sich die Nacht herab
Es regen sich die Träume
Geflüster steigt ins All
Und formt die engen Räume
Zu atmendem Kristall
Kristall’ne Zaubergründe –
Die Lande kristallin
Kristalldunst netzt die Winde
Die seicht durchs Nachtreich zieh’n
Durch schattenlose Wälder
Bedeckt mit klarem Schnee
Durch bunte Spiegelfelder
Bis in die weite See
Sich mit dem Mondlicht einend
Zieh’n Geisterschar’n umher
Und ihre Blicke scheinen
Aufs silberblaue Meer
Als wollten sie mich leiten
Entdecken sie sich mir
Durchströmen rasch die Weiten
Und bringen mich zu dir
(Kai-Oliver Gutacker aus Niddatal, Sankt Lioba Schule, Jahrgangsstufe 12, Muttersprache deutsch)
Landflucht
Vermatscht grüne Grasstücke, im Sommer waren hier Gänseblümchen stationiert Nachts lichterlose, blättergeflutete, verdächtig stille Stadtteilparks Schrumpfende Tierwelt, nur noch ein paar zwitschernde Vögel auf den kargen Ästen Igel und Mäuse, verstecktes Wimmeln im Unterholz, jährlich leiser werdend
Wege in meinem Land sind holprige Reifenqual, wenig befahren Baustellen überall, wandern ganz langsam die Straßen entlang Straßenbahnrillen werden von Zeit zu Zeit zur Fahrradfalle Weltoffene, verschlossene, glückliche oder traurige Individuen leben hier
Häuser, mal hoch mal niedrig, nur zum Teil bewohnt Der zentrale Ort für vollkommen isolierte Menschen Ihr Anteil erkennbar an der traurigen Leere der Geschäfte Einsame Seen, verpasste Spiegelungen der Sonnenuntergänge
Glücklos umherstreifende Verlassene suchen die traute Zweisamkeit Beleuchtete Springbrunnen sind Ausdruck illusionärer Verschönerungsversuche Industrieschornsteine sorgen für schleichend ansteigende Luftverschmutzung Muss noch hier bleiben, dann abwägen, wahrscheinlich wohl wegziehen
(Jonas Kohnen aus Ludwigshafen, Heinrich-Böll-Gymnasium, Jahrgangsstufe 10, Muttersprache deutsch)
DIE INSEL
In einem kristallklarem See,
Mittendrin,
Liegt, geformt wie ein springendes Reh,
Die Insel.
Schroffe, kalkweiße Felsengebilde
sind neben grünen Wäldern zu finden.
Die Japanische Anemone, die wilde,
Wiegt sich hier im Wind,
Wo Licht und Schatten verschmolzen sind.
Umsäumt von einem breiten Strand,
Ist sie eine Pforte,
Das Tor zu einem Unentdeckten Land,
Welches umsäumt von magischen Saum,
Nur zu finden ist in einem Traum.
Also schließe die Lider,
Träume,
Dann findest du dich wieder
In meinem Land.
(Sandra Mehrens aus Himbergen, Fritz-Reuter-Schule Bad Bevensen, Jahrgangsstufe 9, Muttersprache deutsch)
Außer Konkurrenz, da bereits zweimal unter den Monatsbesten:
Mein Land
Land ist dort, wo das Wasser aufhört
und das Pflanzen beginnt
wo die Bäume hoch den Himmel wachsen
und tief ihre Wurzeln verknoten
doch im Grunde
sind sie alle im Wasser verankert
mein Land ist dort, wo das Wasser beginnt und das Pflanzen aufhört wo die Traumgewächse ins Leere wachsen und Verknoten vergeblich ist
doch im Grunde
ist da Nichts
Was für ein fades Ende.
Gib mir Spielzeug, gib mir Farben, gib mir Atem und ich bastle mir ein Land das vielleicht ein bisschen hält bis es bröckelt und irgendwann wird ein Neues werden vielleicht
(Theresa Pleitner aus Blaubeuren, evangelisches Seminar Blaubeuren, Jahrgangsstufe 13, Muttersprache deutsch)
Meine Länder - Zwei Herzen schlagen ach in meiner Brust
Hügel wird Berg.
Wald wird See.
Bach wird Mozart.
Regen wird Schnee.
Sahne wird Obers.
Hupe wird Glockerl.
Schwarzwald wird Sacher.
Keks wird Nockerl.
Nelke wird Edelweiß.
Brötchen wird Semmel.
Neckar wird Salzach.
Und Januar Jänner.
Viel wird sich ändern.
Bin zwischen zwei Ländern.
Deutschland und Öst’reich -
ich liebe euch gleich!
(Julia Frick aus Lambsheim, Johann-Sebastian-Bach-Gymnasium, Jahrgangsstufe 12, Muttersprache deutsch)
Einige von euch bezogen sich auf die Beschaffenheit der Erde, die Farben der Natur, für andere bedeutete die Beschäftigung mit dem Thema "Mein Land?!" eine Frage der Identität und Zugehörigkeit sowie der inneren Zerrissenheit zwischen zwei Nationen.
Hier sind die Namen der Oktober-GewinnerInnen, deren Vorstellung von ihrem Land die Jury überzeugt hat. Vielen Dank und herzlichen Glückwunsch!
Im November lautet das lyrix-Leitmotiv übrigens: "Bauchgefühl" .
Deutsch-Land
Schwarzrotgolden weht die Fahne
Himmel über Deutschland? blau
Wege aschig, ockerfarben
Alte Menschen, weiß und grau
Kleine Kinder? rosa Finger
Fahren durch den Lockenschopf
Helle Fasern, schwarze Strähnen
Lichtermeer auf deutschem Kopf
Blasse Haut ziert grüne Augen
Dunkle Iris, braungebrannt
Afrikanisch, völkerfarben
Reicht sich eine Welt die Hand
Helle Finger, beige Kuppen
Falten, tief, geschichtenreich
Bahnen sich den Pfad des Lebens
Durch Gesichter, dunkel, bleich
Land der Deutschen, deutsche Lande
Banner der Vielfältigkeit
Spannen unsre Landesgrenzen
Von Monotonie befreit
Laute voller Farbenfreude
Schwingen sich von Mund zu Mund
Malen uns Momentaufnahmen
Fotoalbum Deutschland? bunt.
(Judith Gerten aus Pulheim, Geschwister-Scholl-Gymnasium, Jahrgangsstufe 10, Muttersprache deutsch)
Salzwind und Andennebel
Ich bin das unaufhaltsame, nasskalte Grau,
dass unter die Kleider dringt und in die Gemüter,
die sich nicht zur Wehr zu setzen wissen.
Ich bin der Dönergeruch in den U-Bahn-Schächten
und das Abendgold in den Hafenkränen
wo mich nach langer Reise
der Salzwind hin zurück trug.
Mit Eukalyptusduft
und Andennebel im Herzen
sah ich mich zum ersten Mal im Spiegel.
Mit Sommersprossen
und ungekämmten Haaren
und lächelte mir zu
(Lou Zucker aus Hamburg, Emilie-Wüstenfeld-Gymnasium, Jahrgangsstufe 12, Muttersprache deutsch)
Ins Kristall
Wie einen grauen Mantel
Leg ich mein Tagwerk ab
Im stillen Weltenwandel
Senkt sich die Nacht herab
Es regen sich die Träume
Geflüster steigt ins All
Und formt die engen Räume
Zu atmendem Kristall
Kristall’ne Zaubergründe –
Die Lande kristallin
Kristalldunst netzt die Winde
Die seicht durchs Nachtreich zieh’n
Durch schattenlose Wälder
Bedeckt mit klarem Schnee
Durch bunte Spiegelfelder
Bis in die weite See
Sich mit dem Mondlicht einend
Zieh’n Geisterschar’n umher
Und ihre Blicke scheinen
Aufs silberblaue Meer
Als wollten sie mich leiten
Entdecken sie sich mir
Durchströmen rasch die Weiten
Und bringen mich zu dir
(Kai-Oliver Gutacker aus Niddatal, Sankt Lioba Schule, Jahrgangsstufe 12, Muttersprache deutsch)
Landflucht
Vermatscht grüne Grasstücke, im Sommer waren hier Gänseblümchen stationiert Nachts lichterlose, blättergeflutete, verdächtig stille Stadtteilparks Schrumpfende Tierwelt, nur noch ein paar zwitschernde Vögel auf den kargen Ästen Igel und Mäuse, verstecktes Wimmeln im Unterholz, jährlich leiser werdend
Wege in meinem Land sind holprige Reifenqual, wenig befahren Baustellen überall, wandern ganz langsam die Straßen entlang Straßenbahnrillen werden von Zeit zu Zeit zur Fahrradfalle Weltoffene, verschlossene, glückliche oder traurige Individuen leben hier
Häuser, mal hoch mal niedrig, nur zum Teil bewohnt Der zentrale Ort für vollkommen isolierte Menschen Ihr Anteil erkennbar an der traurigen Leere der Geschäfte Einsame Seen, verpasste Spiegelungen der Sonnenuntergänge
Glücklos umherstreifende Verlassene suchen die traute Zweisamkeit Beleuchtete Springbrunnen sind Ausdruck illusionärer Verschönerungsversuche Industrieschornsteine sorgen für schleichend ansteigende Luftverschmutzung Muss noch hier bleiben, dann abwägen, wahrscheinlich wohl wegziehen
(Jonas Kohnen aus Ludwigshafen, Heinrich-Böll-Gymnasium, Jahrgangsstufe 10, Muttersprache deutsch)
DIE INSEL
In einem kristallklarem See,
Mittendrin,
Liegt, geformt wie ein springendes Reh,
Die Insel.
Schroffe, kalkweiße Felsengebilde
sind neben grünen Wäldern zu finden.
Die Japanische Anemone, die wilde,
Wiegt sich hier im Wind,
Wo Licht und Schatten verschmolzen sind.
Umsäumt von einem breiten Strand,
Ist sie eine Pforte,
Das Tor zu einem Unentdeckten Land,
Welches umsäumt von magischen Saum,
Nur zu finden ist in einem Traum.
Also schließe die Lider,
Träume,
Dann findest du dich wieder
In meinem Land.
(Sandra Mehrens aus Himbergen, Fritz-Reuter-Schule Bad Bevensen, Jahrgangsstufe 9, Muttersprache deutsch)
Außer Konkurrenz, da bereits zweimal unter den Monatsbesten:
Mein Land
Land ist dort, wo das Wasser aufhört
und das Pflanzen beginnt
wo die Bäume hoch den Himmel wachsen
und tief ihre Wurzeln verknoten
doch im Grunde
sind sie alle im Wasser verankert
mein Land ist dort, wo das Wasser beginnt und das Pflanzen aufhört wo die Traumgewächse ins Leere wachsen und Verknoten vergeblich ist
doch im Grunde
ist da Nichts
Was für ein fades Ende.
Gib mir Spielzeug, gib mir Farben, gib mir Atem und ich bastle mir ein Land das vielleicht ein bisschen hält bis es bröckelt und irgendwann wird ein Neues werden vielleicht
(Theresa Pleitner aus Blaubeuren, evangelisches Seminar Blaubeuren, Jahrgangsstufe 13, Muttersprache deutsch)
Meine Länder - Zwei Herzen schlagen ach in meiner Brust
Hügel wird Berg.
Wald wird See.
Bach wird Mozart.
Regen wird Schnee.
Sahne wird Obers.
Hupe wird Glockerl.
Schwarzwald wird Sacher.
Keks wird Nockerl.
Nelke wird Edelweiß.
Brötchen wird Semmel.
Neckar wird Salzach.
Und Januar Jänner.
Viel wird sich ändern.
Bin zwischen zwei Ländern.
Deutschland und Öst’reich -
ich liebe euch gleich!
(Julia Frick aus Lambsheim, Johann-Sebastian-Bach-Gymnasium, Jahrgangsstufe 12, Muttersprache deutsch)