Film der Woche: "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri"

Eine trauernde Mutter, die sich wehrt

Die US-amerikanische Schauspielerin Frances McDormand als Mildred Hayes in "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" von Regisseur Martin McDonagh
US-Schauspielerin Frances McDormand als Mildred Hayes in "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" © imago/ZUMA Press / Fox Searchlight Pictures
Von Jörg Taszman · 25.01.2018
Eine böse und berührende Tragikomödie: In "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" legt sich eine streitbare Frau mit der örtlichen Polizei an. Mit provozierenden Sprüchen auf großen Werbetafeln will sie weitere Ermittlungen im Sexualmord an ihrer Tochter erzwingen.
Worum es geht:
Zugegeben, ein für deutsche Augen und Ohren eher sperriger Titel. Diese drei Billboards stehen für riesige Werbetafeln, wie man sie häufig im Ausland an Autobahnen sieht. Genau drei Werbetafeln gibt es am Rand des kleinen Ortes Ebbing, tief in Missouri. Und in diesem Ort geschah ein grauenvoller Sexualmord an einer 17-Jährigen, in dem seit Monaten nicht mehr ermittelt wird. Ihre Mutter Mildred Hayes mietet nun die seit Jahren verrotteten Billboards. Sie tragen jetzt Aufschriften, die provozieren: "Vergewaltigt während sie starb", "Immer noch keine Verhaftungen" und "Was ist los Sherrif Willoughby".

Die lokale Polizei ist empört. Nur der angegriffene Sheriff sucht das Gespräch, sein etwas tumber, rassistischer Untergebener Dixon setzt eher auf Eskalation. Und Mildred Hayes ist eine taffe, streitbare Frau mit sehr losem Mundwerk, die auch durchaus handgreiflich werden kann. Und in dem sonst so friedlichen Ebbing grassiert plötzlich Gewalt...
Das Besondere:
Völlig zurecht ist "Three Billboards ..." der Film der Stunde. Es ist bestes, amerikanisches Erzählkino: unterhaltsam, intelligent, humorvoll, böse, erschreckend, berührend – kurzum eine Tragikomödie, die niemanden kalt lassen kann. Die Darsteller sind fantastisch und Frances McDormand muss einfach den Oscar bekommen für die Rolle dieser Mutter, die sich wehrt, immer noch trauert und nie aufgibt.
In einer seiner besten Rollen sieht man auch Woody Harrelson als Chief Willoughby, der von allen geliebt wird und selber vor einer Tragödie steht. Und Sam Rockwell als Dixon macht eine herrliche Wandlung durch, die er hinreißend spielt. Schade nur, dass beide zum Oscar für die "Beste Nebenrolle" nominiert sind. Sam Rockwell hat wohl nach dem Golden Globe die besseren Chancen.
Die Bewertung:
Unbedingt erwähnenswert ist das komplexe, intelligente Drehbuch und die entspannte Handschrift von Regisseur Martin McDonagh, einem Briten, der mit liebevollem Abstand auf die verrückt gewordenen USA schaut, ohne je in bequemen Zynismus zu verfallen. "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" ist seit "Manchester by the Sea" mit Abstand der überzeugendste amerikanische Film der letzten zwölf Monate.

"Three Billboards Outside Ebbing, Missouri"
USA, Großbritannien 2017
Regie: Martin McDonagh, Darsteller: Frances McDormand, Woody Harrelson, Sam Rockwell - 116 Minuten, frei ab 12 Jahren

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