Ein Getriebener der Lust

Gesehen von Jörg Taszman · 29.02.2012
Sexsucht im Kino zu thematisieren ist nicht leicht, weil der Spagat zwischen Erotik und Pornografie, zwischen Zeigen und Andeuten immer schwierig ist. Michael Fassbender (beindruckend!, zu Unrecht bei den Oscarnominierungen übergangen) spielt einen gut situierten, erfolgreichen Business Man, einen Getriebenen, der sich morgens, mittags und abends zwanghaft selbst befriedigen muss, nebenbei Pornos konsumiert, zu Prostituierten geht und außerdem jede Menge One-Night-Stands hat.
Dabei steigt sein Selbstekel permanent an und als seine labile Schwester (berührend: Carey Mulligan) bei ihm einzieht, müsste er sich einmal in seinem Leben wirklich um einen Menschen kümmern ...

Auch wenn Regisseur Steve Mc Queen nach "Hunger" wieder einen interessanten und auch provokanten Film gedreht hat, der alles andere als sinnlich oder voyeuristisch geriet, fehlt es dem Zuschauer einfach an Empathie für die Hauptfigur. Nur Sex, nur Vögeln ist eben auf Dauer auch ein wenig monoton.

Erst gegen Ende wenn der Film dramatischer wird, das Bruder-Schwester-Verhältnis thematisiert und die männliche Hauptfigur auch einmal verletzlich wirkt, packt er auch den Betrachter. So bleibt immerhin ein verwirrendes, verstörendes Stück Kino, das sich etwas traut.


Filmhomepage "Shame"

Großbritannien / USA 2011; Regie: Steve McQueen; Darsteller: Michael Fassbender, Carey Mulligan, James Badge Dale, Hannah Ware, Amy Hargreaves; ab 16 Jahren; 100 Minuten
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