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Verluste im dritten Quartal

Vor zwei Jahren wirkte der Einstieg bei einem Rabattcoupon-Portal noch als glückliche Investition in die Zukunft. Jetzt verhagelt ein solcher Deal dem Onlinehändler Amazon die Quartalsbilanz.

Von Miriam Braun | 26.10.2012
    Das hat es bisher noch nicht gegeben. Der Onlinehändler Amazon musste seinen ersten Quartalsverlust verbuchen und verfehlte die Erwartungen an der Wall Street deutlich. 274 Millionen Dollar Miese hat das Unternehmen im vergangenen Quartal gemacht – das ist ein Verlust von 60 Cent pro Aktie. Vor einem Jahr schaute man zur gleichen Zeit auf einen Gewinn von 63 Millionen. Die Umsätze sind im Vergleich zum Vorjahr um 27 Prozent gestiegen – und kamen den Erwartungen etwas näher. Das ist die Krux: während die Verkaufszahlen stetig steigen bekommt der Konzern die Kostenseite nicht in den Griff. Stephanie Link von der Investmentplattform "The Street" im US-Fernsehen:

    "”You don't really have the operating leverage, because they have such challenges on the margins side. I think the margins will get a hard time to get materially higher, as they are making all of these investments.”"

    Aufgrund hoher Investitionskosten sei das Unternehmen nicht fähig höhere Gewinnmargen auf seine Produkte zu generieren. Beispielsweise hat der Konzernchef Jeff Bezos vor wenigen Tagen eingeräumt, dass die Kindle Buchlesegeräte ohne Gewinn verkauft werden. Das Kindle sei Service und kein Produkt – der Verkauf soll die Downloads von Inhalten, wie Online-Bücher vorantreiben.

    Zudem betreibt Amazon mehr als 70 fußballfeldgroße Lager- und Verteilungszentren – hier verpacken und sortieren Mitarbeiter täglich Millionen Pakete. Kosten: 4,6 Milliarden US-Doller im vergangenen Jahr – der größte Posten in den Betriebsausgaben. Um die Kosten langfristig zu drücken, wurde im Frühling die Firma Kiva Systems übernommen – sie baut Roboter, die die Abwicklung teilweise übernehmen können.

    Firmenchef Jeff Bezo will Amazon zu einem Internet-Konglomerat machen, und ist bereit vorübergehend Margen und Gewinn zu opfern. So hat die Beteiligung am Online-Schnäppchen-Anbieter "Living Social" zu weiteren Kosten im abgelaufenen Quartal geführt. Bei Amazon geht es seit Monaten um Wachstum und nicht um Gewinn. Die Investoren an der Wall Street werden jedoch langsam ungeduldig.