Wiedereröffnung

Das neue alte Dommuseum in Florenz

Ein Besucher des umgebauten Dommuseums in Florenz.
Ein Besucher des umgebauten Dommuseums in Florenz. © picture alliance / dpa / Maurizio Degl' Innocenti
Von Thomas Migge · 29.10.2015
Nach Abschluss der jahrelangen Umbauarbeiten ist das Dommuseum in Florenz wieder zu besichtigen. Der Besucher begegnet einem Tempel religiöser Renaissancekunst, in dem auch endlich die Meisterwerke zu sehen sind, die bisher in Magazinen versteckt wurden.
Der Eindruck ist gewaltig. Selbst für Florenz, wo eindrucksvolle historische Bauwerke nun wirklich keine Seltenheit sind. Das neue Dommuseum ist weitaus größer als vor dem Um- und Ausbau, und zeigt die größte Sammlung Florentiner Kunst aus dem Mittelalter und der Renaissance. Werke, die seit 5 Jahren nicht mehr zu sehen waren, werden in modernem, szenografisch ausgeleuchtetem Ambiente präsentiert.
Die meisten der Besucher drängeln sich im Hauptraum: Italiens größter musealer Ausstellungssaal - 30 Meter breit, 40 Meter lang, 20 Meter hoch.
Für fast alle Schätze ist jetzt Platz
Eine ganze Längsseite dieses Saals zeigt die aus blütenweißem Carrara-Marmor rekonstruierte, ehemalige Fassade des Doms von Florenz, Santa Maria del Fiore. Der Entwurf stammt von Arnolfo di Cambio aus dem späten 13. Jahrhundert. Im 16. Jahrhundert wurde die Fassade zerstört, erzählt die Kunsthistorikerin Anna Mitrano von der Florentiner Dombauhütte:
"Fast alle Kunstwerke der Domfront wurden in Magazinen der Dombauhütte verstaut. Dort lagerten bis zu diesem Umbau auch hunderte anderer Objekte, für die wir keinen Platz hatten. Heute können wir fast alles zeigen was der Dom an Schätzen besitzt."
Der visuelle Effekt, den die wieder auferstandene Domfront auf den Museumsbesucher hat, ist spektakulär: die individuell gestalteten und jetzt raffiniert ausgeleuchteten Skulpturen von Heiligen und humanistischen Intellektuellen wie Dante und Petrarca scheinen sich den Betrachtern zuzuwenden
"Diese Bildwerke waren geschaffen worden um zu den Menschen zu sprechen. Den Künstlern ging es darum, die Menschen mit diesen Figuren in Kontakt zu bringen."
So Franco Lucchesi, Präsident der Dombauhütte. Die Idee, die Domfassade im Museum originalgetreu zu rekonstruierten, hatte Timothy Verdon. Der katholische Geistliche und Kunsthistoriker ist Direktor des Museums:
"Der Domplatz mit dem Baptisterium und der Domfront sollte eine überirdische Schönheit repräsentieren, aber mit menschlichem Antlitz. Menschlich, weil die Architektur mit Skulpturen versehen war, die den Menschen in der Stadt ähnelten."
Ungeheuer vielseitige Produktion
Hinter der Apsis des Doms und auf drei Stockwerken und mit rund 6000 Quadratmetern, dokumentiert das Museum den Wandel der Kunst am Florentiner Dom von Mittelalter bis zur Hochrenaissance. Darunter die 16 lebensgroßen Figuren von Andrea Pisano und Donatello für Giottos Glockenturm, die Originale der bronzenen Paradiestür von Lorenzo Ghiberti für das Baptisterium, die Pieta von Michelangelo, die er wahrscheinlich für sein eigenes Grab geschaffen hat. Allesamt Werke, die nur einen einzigen Ursprung haben.
"Alle Ausstellungsobjekte in diesem Museum beziehen sich ausschließlich auf die drei Orte, die mit dem Dom zu tun haben: der Kirche selbst, dem Baptisterium und der Dombauhütte. Hier wird also nur ein einziger Ort thematisiert."
Ein einziger Ort, der eine ungeheuer vielseitige und große künstlerische Produktion über rund 500 Jahre angeregt hat.
Mehr zum Thema