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13.211 Seiten
Der Plan von der Rettung der Welt

Der Sachstandsbericht des IPCC, des Klimarates der Vereinten Nationen, ist das geballte Klimawissen der Welt. Die Wissenschaftler werten jedes Mal die gesamte Fachliteratur aus und destillieren daraus die aktuellen Klimadaten. Fachliche Politikberatung in diesem Ausmaß - das ist beispiellos.

Von Volker Mrasek | 04.12.2015
    2 Grad plus - das Klima vor Paris
    2 Grad plus - das Klima vor Paris (Deutschlandradio / Hans-J. Brehm)
    13.211. Auf diese Seitenzahl bringt es inzwischen das gesammelte Wissen. Festgehalten im Sachstandsbericht des IPCC, des Klimarates der Vereinten Nationen ...
    "Um deutlich zu machen, dass das Klima sich ändert und dass das wesentliche Konsequenzen hat."
    Manche sprechen auch von der "Klima-Bibel". Die erste Auflage erschien 1990, die fünfte erst vor Kurzem.
    "Es ist eigentlich abenteuerlich, dass die Zahl so groß ist und dass man so viele Seiten dafür braucht. / Ich habe auch ein paar davon mitgeschrieben."
    Der Ökologe Wolfgang Cramer, heute Direktor an einem französischen Forschungsinstitut, ist schon seit dem zweiten Report dabei. An den fünf Berichten haben Heerscharen mitgewirkt ...
    "Es sind bestimmt 8.000, 9.000 Wissenschaftler locker."
    Angebot der Wissenschaft
    Die werten jedes Mal die gesamte Fachliteratur aus - und destillieren daraus das aktuelle Klimawissen. Fachliche Politikberatung in diesem Ausmaß - das ist beispiellos ....
    "Es war nicht die Politik, die die Wissenschaft gefragt hat, sondern die Wissenschaft hat was angeboten. Ehrlich gesagt: In den ersten Jahren haben auch die Regierungen das nicht wirklich zur Kenntnis nehmen wollen."
    Später stand der IPCC stark unter Beschuss. Im Report von 2007 schlichen sich Fehler ein, Klimaskeptiker stürzten sich darauf. Etwas Gutes hatte die Kontroverse dennoch: Der IPCC geht nun offener mit Irrtümern in seinen Berichten um.
    So mancher Autor stöhnt übrigens über den Aufwand. Das erfuhr die Meteorologin Bärbel Langmann, als sie kürzlich in Hamburg Klimaforscher fragte, ob es auch weiterhin so dicke IPCC-Wälzer geben solle:
    "Die Leitautoren haben selber gesagt: Das ist ja viel zu viel Literatur geworden in den letzten Jahren. Das kann man ja kaum noch bewältigen. 50 Prozent unserer Arbeitszeit geht für das Schreiben im IPCC drauf. Aber es sind auch über 80 Prozent, die auf die Frage: Würden Sie Autor sein wollen beim IPCC?' gesagt haben: Ja, selbstverständlich! Auch wenn viel Arbeit daran hängt - Erfolg ist stimulierend."
    Abertausend Seiten Aufklärung
    Den kann man dem IPCC tatsächlich nicht absprechen. 2007 bekam er sogar den Friedensnobelpreis, für seine Abertausend Seiten Aufklärung. Schon jetzt ist sicher, dass noch ein paar tausend hinzukommen. Mit dem nächsten Report in fünf, sechs Jahren
    "Ich hätte gerne jetzt schlankere Berichte, und ich glaube, das gilt auch für andere Kollegen."
    Nur:
    "Das sind Hunderttausende von wissenschaftlichen Publikationen inzwischen, die ausgewertet werden müssen über die Jahre."
    Also wohl doch wieder ein Mega-Report. Der Letzte hatte 4.800 Seiten. Noch zwei solcher Schinken, und die IPCC-Berichte kämen auf insgesamt 23.000. Alle Blätter aneinandergereiht, ergäbe das eine Strecke von über 6.000 Kilometern. Die Klimaforscher hätten sich einmal durch die ganze Erde geschrieben ...
    "Also, die Maschine fängt wieder an zu laufen."