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"Islamischer Staat"
Terror-App für Kinder

Bei ihrer Propaganda für den Dschihad setzt die Terrorgruppe IS schon seit längerem auch auf das Internet. Jetzt hat die Terrormiliz offenbar eine App für Smartphones veröffentlicht, die sich gezielt an Kinder richtet. Die Anwendung soll den jungen Nutzern helfen, das arabische Alphabet zu lernen - und zwar ganz im Sinne der Terrororganisation.

Von Ronald Menn | 15.05.2016
    Der Startbildschirm (links) zeigt zum einen die Funktionen der App wie "Buchstaben lernen", zum anderen die Flagge der IS-Terroristen. Die Screenshots rechts zeigen die arabischen Worte für Schwert und Kanone.
    Der Startbildschirm (links) zeigt zum einen die Funktionen der App wie "Buchstaben lernen", zum anderen die Flagge der IS-Terroristen. Die Screenshots rechts zeigen die arabischen Worte für Schwert und Kanone. (DLF / Screenshot)
    Gleich auf dem Startbildschirm der App ist die IS-Flagge zu sehen. Das Ganze eingebettet in fröhliche Farben und einfache Formen. Verschiedene Spiele sollen den Kindern helfen, die arabischen Schriftzeichen zu erlernen. Mit als Erstes werden den Kindern Wörter wie "Panzer", "Kanone", "Schwert" und "Rakete" beigebracht.
    Zuerst hatte das angesehene Blog "Long War Journal" über die App berichtet. Demnach wurde das Programm über die Konten der Terrormiliz bei verschiedenen Social-Media-Plattformen und über den Messenger Telegram verbreitet. Es sei zwar nicht die erste Mobilanwendung des IS, aber die erste, die sich exklusiv an Kinder richtet, so das Blog.
    Politologe Asiem El Difraoui (25.06.2013)
    Asiem El Difraoui ist ein international renommierter Experte für islamistische Propaganda. (dpa / picture-alliance / Karlheinz Schindler)
    Für den Politologen und Dschihadismus-Experten Asiem El Difraoui passt eine solche App in die Strategie des IS. Der IS versuche schon seit Längerem, eine "neue Generation" von Dshihadisten zu schaffen, sagte er dem Deutschlandfunk. Das ganze könne als Drohgebärde verstanden werden, mit der Botschaft: Selbst wenn wir sterben, wird der Dschihad mit der nächsten Generation fortgesetzt.
    Medien sind Teil des Plans
    Angefangen habe dieses Konzept schon vor etwa zwei bis drei Jahren mit saudischen Schulbüchern, die vom IS in seinem Sinne umgeschrieben worden seien, führte El Difraoui aus. Dabei gehe es zum einen darum, bei den Kindern und Jugendlichen eine gewisse Gewaltbereitschaft herzustellen und den Dschihadismus zu verharmlosen und zu verbreiten. Zum anderen wisse der IS aber auch genau, wie er die Medien in aller Welt mit derartigen Nachrichten für sich vereinnahmen könne. Die Berichterstattung über den IS und seine Vorgehensweise sei Teil des Plans und diene auch dazu, die Medien zu manipulieren.
    Die Terrormiliz IS ist im Internet äußerst aktiv und geht dabei versierter vor als etwa die afghanische Taliban. Auch die haben sich vor einigen Wochen an einer Android-App versucht, die aber nach kurzer Zeit aus Googles PlayStore geworfen wurde. Sie enthielt Videos und Stellungnahmen der Gruppe.