Einfach mal die Haut abstreifen

Symbol zwischen Weisheit und Lüge

ine Gestreifte Seeschlange
Gestreifte Seeschlange © picture alliance / dpa / Peter Steffen
Von Uwe Golz · 16.07.2017
Kaum ein Mensch liebt Schlangen. Weder jene, die sich bäuchlings durch Gras und Gestrüpp schlängeln, noch jene, die sich ellenlang vor der Kinokasse oder dem Museum winden. Wobei letzteres durchaus verständlich ist, ist die Angst vor den Schuppenkriechtieren unbegründet. Wer Schlangen in Ruhe lässt, den lassen auch sie in Ruhe. Der Mensch fällt nicht in das Beuteschema.
Als Symbol findet sich die Schlange in fast allen Kulturen. Doch so vielfältig diese Art ist, rund 3500 dieser Schuppentiere sind beschrieben, so unterschiedlich ist auch ihre Bedeutung für den Menschen. Warum sich viele Menschen vor ihr fürchten, ist nicht allein durch die Gefährlichkeit zu erklären, nur rund 750 ihrer Art sind giftig. Allerdings beißen bei Gefahr auch die nicht-giftigen und auch das ist schmerzhaft. Doch bevor es soweit ist, drohen sie im Allgemeinen. Die einen klappern mit ihren Rasseln, andere – wie die Kobras – richten sich auf und spreizen ihren Hals. Warnung ist erste Schlangenpflicht.

Rätselhaft, warum die Schlange als gemein gilt

Warum aber Schlangen als hinterhältig, als gemein und als Kinderschreck angesehen werden, ist kaum zu erklären. Im Märchen der Brüder Grimm ermöglicht eine weiße Schlange als Speise zubereitet, die Sprache der Tiere zu verstehen, in Afrika umschlingt sie die Erde und ist Hüter der Bodenschätze. Bei den Azteken war sie gefiedert und ist das Symbol für die Unendlichkeit der Zeit; im alten Griechenland stand sie für die Erneuerung des Lebens und umschlingt den Stab des Äskulap, das Symbol der Ärzte; bei den nordamerikanischen Indianern galt sie als Mittler zwischen den Menschen und der Unterwelt und Manitu konnte ihre gehörnte Form annehmen, die dann das Böse vernichtete. Im Islam ist ihr Name el-hayyah, das bedeutet Leben; bei den Kelten war sie das Symbol der Muttergöttin Bridgit, sie wehrte das Unheil ab und bedeutete Fruchtbarkeit; bei den Wikingern umschlang sie als Midgard-Schlange die Welt und als Nidhögg, schrecklicher Beißer, nagte sie an den Wurzeln des Weltenbaums Yggdrasil und stand für das Böse in der Welt.

Die Schlange, Eva und der Apfel

Dass die Schlange bei uns als böse und hinterlistig gilt, kann durch die Religion erklärt werden. Sie war es, die Eva zum Apfel greifen ließ und diesen Adam anbot. Damit waren die schönen Zeiten im Paradies vorbei. Aber auch im Christentum finden sich die zwei Seiten der Medaille. Sie steht einerseits für Christus als Sinnbild von Weisheit, andererseits eben als Versucher, als Feind Gottes.
"Wenn die Schlange zu giftig ist, gibt ihr Gott eine Klapper", hieß es einst im Kaiserreich Abessinien, dem heutigen Äthiopien und Eritrea. Das ist bis heute so geblieben. Und die einizige Würgeschlange, die in unseren Breiten zu fürchten ist, ist die am Beginn des Schlussverkaufs vor den Kaufhäusern. Ihr zu entkommen erfordert Übermenschliches.
Und welche Schlange beschwor Friedrich von Schiller in "Turandot"?
Unter allen Schlangen ist eine,
Auf Erden nicht gezeugt,
Mit der an Schnelle keine,
An Wut sich keine vergleicht
Diese Schlange, der an Schnelle keine gleicht,
Die aus der Höhe schießt, die stärksten Eichen
Wie dünnes Rohr zerbricht, durch Schloß und Riegel dringt,
Vor der kein Harnisch kann beschützen,
Die sich in eignem Feuer selbst verzehrt,
– Es ist der Blitz, der aus der Wolke fährt.

Musikalisches Histörchen

In den 70ern besang unsere gesuchte Person ein Taxi, fuhr aber nur selten selber in einem, was ihm dann letztendlich – 1981 – zum Verhängnis wurde. Eigentlich war die Musik auch nicht seine erste Liebe. Als Dokumentarfilmer hatte er sich bereits einen Namen und wurde 1968 sogar für einen Oscar nominiert. Sein berühmtester Song handelt eigentlich von einer Vater-Sohn-Beziehung, darauf allerdings lässt der Songtitel überhaupt nicht schließen. Es ist eine Geschichte, die der in New York City geborene erzählt, wie auch seine anderen Songs eher Geschichten denn einfach Lieder sind - Erzählprosa haben das die Kritiker genannt.
Jedes Jahr gab der Mann ein Konzert für die Welthungerhilfe und spendete die Einnahmen für diese Organisation – sozusagen ein Weltverbesserer, der dann auch vom US-Repräsentantenhaus posthum mit einem Orden für sein Engagement ausgezeichnet wurde.
Ein Herzinfarkt setzte seinem Leben ein Ende, das war 1981. Er hatte sich auf dem Weg zu einem Konzert befunden, als ein LKW auf seinen Wagen auffuhr. Im Krankenhaus hatten die Wiederbelebungsversuche keinen Erfolg. Ob der Infarkt durch den Unfall oder bereits vorher ereignet hatte, konnten die Ärzte allerdings nicht sagen.

Rätsel: Wer hat hier gedichtet?

Weh euch! Ich wurde wach als Schlange,
Und Feindschaft, Stolz und Haß sind mein Gebot.
Die Nachtigall zerbricht sich im Gesänge,
Und stürzet ab in ihren Tod,
Wenn ich mit meinem Blicke
Sie banne und bestricke.
Das Liebliche entgeht mir nicht.
Ich bin im Licht der Bösewicht,
Vernichtung und Gericht, das euch bedroht.
Auflösung: Franz Werfel

Rätsel: Welches Instrument ist hier zu hören?

Und weil die Ferienzeit begonnen hat und jeder mal eine Chance haben soll sein Glück zu versuchen – sind heute keine schnellen Finger am Telefon gefragt. Wenn sie wissen, wer da verstarb, dann schreiben uns ein Email – bis zum kommenden Mittwoch sollte uns ihre Mail erreicht haben. Natürlich geht es auch mit der guten, alten Postkarte.
Auflösung: Zu hören war ein Serpent-Trio. Das Serpent (auch der Serpent, von lat. serpens, "Schlange") ist ein Blasinstrument, das seine Hochzeit im 16. Jahrhundert erlebte. Seine Form ähnelt einer Schlange, es wird mit einem Kesselmundstück geblasen und hat in seiner Urform sechs Fingerlöcher. Klappen kamen erst später hinzu.

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