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Tarifstreit
Lufthansa einigt sich nach Jahren mit Piloten

Mehr als drei Jahre dauerte der Tarifkonflikt zwischen der Lufthansa und ihren Piloten. Nach der Grundsatz-Einigung im März sind jetzt die Tarifverträge ausgearbeitet. Gut für die Kunden: Bis 2022 soll es keine Streiks geben.

Von Brigitte Scholtes | 11.10.2017
    Eine startende Maschine der Lufthansa fliegt am 07.06.2016 am blauen Himmel über Frankfurt am Main (Hessen) unter den Kondesstreifen einer weiteren Maschine hindurch.
    Eine startende Maschine der Lufthansa: Die Tarifverträge sind ausgearbeitet. (dpa / picture alliance / Frank Rumpenhorst)
    "Nur mit uns" – so klang es noch Ende November bei einer Kundgebung der Piloten vor der Lufthansa Hauptverwaltung. Damals waren sie zum 14. Mal seit Mai 2014 in den Ausstand getreten, tausende Flüge waren ausgefallen. Danach aber kam Bewegung in die Gespräche, bis schließlich am 15. März dieses Jahres Bettina Volkens, Vorstand Personal und Recht der Lufthansa, erleichtert mitteilen konnte:
    "Ich kann nur sagen: ein großartiger Tag heute. Ich freue mich sehr über diese Einigung, die wir erzielt haben."
    Vor allem auch, weil nun bis Mitte 2022 Ruhe herrscht im Konzern. Denn jetzt sind die Tarifverträge ausgearbeitet. Über einen Zeitraum zwischen Mai 2012 und Juni 2022 erhalten die 400 Piloten der Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings zeitlich gestaffelt eine Gehaltserhöhung von insgesamt 10,3 Prozent, außerdem einmalig eine Zahlung von bis zu 1,8 Monatsgehältern.
    Das war ein Zugeständnis der Lufthansa. Bettina Volkens:
    "Wir haben insgesamt trotz einer VergütungserhöhungKostenreduktion erreichen können in einem erheblichen Umfang. Und das ist wichtig für uns, also zum einen eine Vergütungserhöhung auszusprechen, anbei an anderer Stelle wie zum Beispiel bei der Versorgung zu sparen."
    Vorruhestand nun erst mit 60 Jahren
    Denn das war das Zugeständnis der Piloten: Sie haben zugestimmt, dass das System der Alters- und Übergangsversorgung umgestellt wird auf ein System garantierter Beiträge – bisher hatte Lufthansa ihnen einen fixen Auszahlungsbetrag garantiert. Außerdem können sie nun erst mit 60 Jahren und damit zwei Jahre später als bislang in den Vorruhestand wechseln.
    Allein die Umstellung der Pensionszahlungen entlastet den Konzern nach eigenen Angaben um einen hohen dreistelligen Millionenbetrag. Insgesamt sollen die Personalkosten im Cockpit um 15 Prozent sinken.
    Ein Zugeständnis, das sich lohnt, meint Markus Wahl, Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit:
    "Auf der anderen Seite gibt es endlich wieder Zukunftsperspektiven sowohl für das Bestandspersonal, also für die Kollegen, die jetzt im Moment bei Lufthansa fliegen. Hier gibt es Flugzeug-Garantien, und auf der anderen Seite haben auch über 700 Nachwuchsflugzeugführer die Perspektive, dass sie möglichst bald bei Lufthansa einen Job bekommen werden."
    Denn mindestens 325 Flugzeuge sollen bis Juni 2022 mit Piloten des Konzerntarifvertrags von Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings betrieben werden, die Vergütungen auch künftiger Mitarbeiter orientieren sich am heutigen Niveau.
    Vertrauen zwischen Piloten und Unternehmen
    Allerdings dürfte es nach gut drei Jahren heftiger Auseinandersetzungen wohl noch einige Zeit dauern, bis das Vertrauensverhältnis zwischen den Flugzeugführern und dem Unternehmen wiederhergestellt ist. Das klingt auch bei Cockpit-Sprecher Wahl durch:
    "Was nicht passieren darf ist, dass Lufthansa gleich in zwei oder drei Wochen anfangen wird, dieses Tarifwerk zu umgehen, das wäre alles andere als vertrauensförderlich."
    Die Tarifverträge müssen die Gewerkschaftsmitglieder in einer Urabstimmung noch absegnen.