Abrechnung des ehemaligen FBI-Chefs mit Trump

"Comey inszeniert sich als Retter der Demokratie"

Das montierte Bild zeigt US-Präsident Trump und den früheren FBI-Direktor Comey.
Das montierte Bild zeigt US-Präsident Trump und den früheren FBI-Direktor Comey. © picture-alliance / dpa / Montage Deutschlandradio
Nana Brink im Gespräch mit Dieter Kassel · 16.04.2018
Ein neues so genanntes Enthüllungsbuch rechnet mit US-Präsident Donald Trump ab. In "Größer als das Amt" berichtet der frühere FBI-Chef James Comey von einem Gespräch mit Trump, das strafrechtlich relevant sein könnte. Unsere Rezensentin hält das Buch für "absolut ungewöhnlich".
Der Verfasser ist kein Geringerer als der frühere amerikanische FBI-Chef James Comey. Morgen erscheint sein Buch "A Higher Loyalty: Truth, Lies, an Leadership" (deutscher Titel: "Größer als das Amt: Auf der Suche nach der Wahrheit - der Ex-FBI-Direktor klagt an"). Das Werk wird als Enthüllungsbuch gehandelt. Fünf Stunden lang wurde Comey, der noch bis Anfang Mai 2017 für das FBI arbeitete, dazu vom amerikanischen Sender ABC interviewt.
Im Fokus der Auseinandersetzung mit der Publikation stehen Comeys Urteile über den amtierenden US-Präsidenten Trump, von dem er sagt, dass er moralisch nicht dazu geeignet sei, Präsident zu sein. Doch auch andere Aspekte dieser Veröffentlichung sind politisch hoch interessant. So legt Comey nahe, dass Russland kompromittierendes Material gegen Trump in der Hand haben könnte – also möglichwerweise Beweise, dass Trump in Moskau mit Prostituierten zu tun gehabe habe.
Wie unsere Rezensentin Nana Brink erläutert, bezieht sich Comey bei seinen Ausführungen auf ein Gespräch, dass er mit Trump geführt habe. Die Frage dabei sei, ob dieses Gespräch strafrechtlich relevant sei:
"Er hat, wie Comey in diesem Buch sehr ausführlich beschreibt, bei diesem Gespräch ihn ja aufgefordert zu absoluter Loyalität. Und er hat ihn aufgefordert, auch die Ermittlungen gegen Flynn, das ist der ehemalige Sicherheitsberater, irgendwie einzustellen. Das hat Comey abgelehnt. Und das ist eben die Frage: Ist das ein Straftatbestand – nämlich Behinderung von Justiz?"
Rechtfertigung für Handeln in der Clinton-Affäre
Nana Brink hält das Buch allerdings nicht für ein "Enthüllungsbuch". Sie erkennt ein anderes Motiv des Verfassers:
"Also, die Motivation – glaube ich – ist ganz klar: Er möchte sich reinwaschen. Das ist auch eine Rechtfertigung seines Handelns. Und interessant unter diesem Aspekt ist, dass das Buch, das so als 'Trump-Bashing' verkauft wird, eigentlich zu einem Fünftel daraus besteht, sich zu rechtfertigen im Rahmen der Clinton-Affäre."
Nachdem die Ermittlungen gegen Clinton, die amtliche Mails auf einem privaten Server gespeichert haben soll, eingestellt worden waren, wurde das FBI in der Sache – nur zehn Tage vor der US-Wahl im November 2016 – wieder aktiv. Comey argumentiere nun, "dass das wirklich nötig war und entschuldigt sich sogar bei Hillary Clinton", sagt Brink. Comey inszeniere sich als "Retter der Demokratie".
Rezensentin Nana Brink hält das Buch allein wegen der politischen Hochkarätigkeit des Verfassers für bemerkenswert:
"Das ist absolut ungewöhnlich, dass jemand so kurz, nachdem er aus dem Amt gegangen ist, dass er wirklich einen amtierenden Präsidenten als komplett ungeeignet und als Gefahr für das Land darstellt. Das ist eigentlich relativ einzigartig."
(huc)
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