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Sea Shepherd in Bremen
Erfolgreich zurück von der Wildererjagd

110 Tage waren sie auf See: Die Besatzungsmitglieder der "Bob Barker", eines von zwei Schiffen der Umweltorganisation Sea Shepherd. Ihr Auftrag: Wilderer verfolgen und filmen, die im Südpolarmeer illegal Wale und Robben jagen. Jetzt ist eines der Schiffe zurück in Bremen.

Von Franziska Rattei | 28.04.2015
    Ein Schiff der Organisation "Sea Shepherd"
    Kapitän Peter Hammarstedt: "Das war eine anstrengende Kampagne, weil sie so lange gedauert hat." (Franziska Rattei)
    Am Bremer Industriehafen haben sich mehr als 30 Menschen versammelt. Alle tragen schwarze Pullis oder Jacken mit dem Logo von "Sea Shepherd". Die Umweltschutz-Organisation hat im Dezember 2014 zwei Schiffe in das Südpolarmeer losgeschickt. "Sam Simon" wird Ende der Woche in Bremen einlaufen, heute kommt erst einmal "Bob Barker" an. Auch der leitende Direktor von Sea Shepherd Global ist angereist. Der Niederländer Alex Cornelissen war selber schon zweimal Kapitän auf der "Bob Barker".
    "Das war ein ehemaliger norwegischer Walfänger. Und das wurde damals umgebaut für die norwegische Marine. Und wir haben es vor sieben oder acht Jahren gekauft. Und wir haben es umgebaut, um einen sehr großen Bereich damit zu bekommen. Es ist für Eis, "glace". Es ist eigentlich das perfekte Schiff für Sea Shepherd."
    Auf Wildererjagd
    Vor mehr als vier Monaten ist das Schiff in Tasmanien für die Operation "Icefish" ausgelaufen. "Bob Barker" sollte eine Truppe von illegalen Trawlern ausfindig machen: sechs Schiffe von Wilderern, die illegal in antarktischen Gewässern fischen. Der Erfolg der Kampagne war größer als erhofft, sagt Alex Cornelissen. Sea Shepherd hat dabei geholfen, vier der sechs Schiffe aus dem Verkehr zu ziehen; immer in enger Zusammenarbeit mit den Behörden, wie er betont. Kritik an „Sea Shepherd" prallt an ihm ab. Wer die Aktivisten als „Öko-Terroristen" bezeichne, habe keine Ahnung.
    "Wenn wir wirklich Terroristen wären, dann wäre es ja gar nicht möglich, dass wir unter niederländischer Flagge fahren, und dass wir in alle Häfen der Welt reinkommen, ohne Probleme mit den Behörden. Und in dieser Kampagne haben wir sehr nah mit Interpol zusammengearbeitet. Diese Kampagne war ein sehr gutes Beispiel davon."
    Etwa 30 Menschen haben auf "Bob Barker" gearbeitet; die meisten von ihnen für eine Koje und drei Mahlzeiten am Tag, aber ohne bezahlt zu werden. Eigentlich hätte die internationale Besatzung nach einem Monat wieder an Land gehen sollen, aber die Jagd nach den illegalen Seehecht-Fischern zog sich, und so blieb die Crew fast fünf Monate auf See. Während das Schwester-Schiff, die "Sam Simon" den Behörden drei Schiffe übergeben konnte, verfolgte die „Bob Barker" seit Mitte Dezember einen illegalen Trawler bis nach Sao Tomé westlich der afrikanischen Küste. Dort sank die „Thunder" dann letztlich, erzählt Sven Matthiesen, der leitende Direktor von Sea Shepherd Deutschland.
    "Der Captain hat sein Schiff dann lieber selber versenkt, bevor er sich dann den Behörden stellt. Aber auch das haben wir aufgenommen. Ich glaub, man muss schon echt verzweifelt sein als Kapitän, wenn man wirklich sein Schiff versenkt und seine Crew in die Überlebensinsel beordert und sagt: So Jungs, das war es jetzt."
    Beobachten, verfolgen, filmen
    Mit Aufnehmen meint Matthiesen beobachten, verfolgen, aber vor allem filmen. Denn nur wenn Sea Shepherd Beweise liefern kann – zum Beispiel dafür, dass Schiffe auf See umgeflaggt werden und so Kontrollen entkommen – können die Wilderer festgenommen werden.
    Inzwischen ist "Bob Barker" im Hafenbecken eingelaufen, und die Gangway liegt an Land. Kapitän Peter Hammarstedt atmet auf.
    "Das war eine anstrengende Kampagne, weil sie so lange gedauert hat. Wir wollten die "Thunder" so lange wie nötig verfolgen, um sie zu stellen. Und das hat 110 Tage gedauert. Damit haben wir einen Weltrekord gebrochen. Eine längere Jagd auf See hat es vorher nicht gegeben. An Land zu sein ist wirklich eine große Erleichterung nach so vielen Monaten auf See."
    Die "Bob Barker" wird nun mehrere Wochen in Bremen liegen; für Reparatur- und Wartungsarbeiten. Ihre nächste Kampagne in Nord-Europa hat Sea Shepherd schon geplant. Details werden in den kommenden Wochen veröffentlicht.