Datagate

31.07.2013
Das Ausmaß der geheimdienstlichen Überwachungsprogramme, die durch die Snowden-Leaks aufgedeckt wurden, übertrifft selbst die kühnsten Fantasien der Verschwörungstheoretiker.
Die Reaktionen und Diskussionen, die sich anschlossen, spiegeln eine grundlegende Verunsicherung wieder. "Jeder ist verdächtig", "Sie beobachten dich", "Briefgeheimnis und Privatsphäre sind abgeschafft" - solche Behauptungen, bis vor kurzem Paranoikern, Verschwörungstheoretikern und rabiaten Datenschützer zugeschrieben, bekommen beklemmenden Realitätsgehalt.



Noch immer sind die Debattenbeiträge auch von Gefühlskonfusion geprägt. Etwas wichtiges in unserer Wahrnehmung hat sich verschoben - aber was eigentlich? Dass das Netz nicht nur eines der freien Kommunikation ist, sondern ebenso eines der Erfassung und Überwachung, hat man zwar immer gewusst. Aber dass wirklich der Geheimdienst am Ende der Leitung sitzt und die gesamten Datenströme speichert und analysiert, hat sich so niemand vorstellen können.

Im Radiofeuilleton sprechen wir über Privatheit, Ich-Kontrolle, die Netzgemeinde, Hacker-Kultur und Grundrechte nach den Snowden-Leaks.

Die Gespräche im Überblick:

Thema - Montag, 29. Juli, 11:07 Uhr
Besser gar keine Daten produzieren - Ist ein Ausstieg aus der digitalen Welt die Lösung?
Gespräch mit Rena Tangens, Datenschutz-Aktivistin

Thema - Dienstag, 30. Juli, 9:07 Uhr
Der Mensch in Zeiten seiner digitalen Reproduzierbarkeit
Gespräch mit Dirk Helbing, ETH Zürich ( MP3-Audio )

Thema - Mittwoch, 31. Juli, 11:07 Uhr
"Das Internet ist kaputt" - Die Netzgemeinde vor den Scherben des digitalen Traums von der grenzenlosen, herrschaftsfreien Kommunikation
Gespräch mit Johnny Haeusler, Spreeblick-Blogger

Thema - Donnerstag, 1. August, 9:07 Uhr
"Der Krieg ist verloren" - Was nun, da die Erkenntnis über den Überwachungsstaat in der Gesellschaft angekommen ist?
Gespräch mit Frank Rieger, Sprecher Chaos Computer Club

Thema - Freitag, 2. August, 9:07 Uhr
NSA-Spähaffäre "erinnert an kolonialistische Zeiten"
Ex-Verfassungsrichter Wolfgang Hoffmann-Riem warnt vor amerikanischer Hegemonie in der Kommunikationswelt



Mehr auf dradio.de:

Der große, unbekannte Bruder? - Alle werden überwacht, aber keiner hat’s gewusst?
(Breitband vom 27. Juli 2013)

"Eine gigantische Tintenfischblase der Desinformation" - NSA-Abhöraffäre: Künstler fordern von deutscher Regierung Klartext
(Thema 26. Juli 2013)

"Hört auf, uns zu überwachen!" - Bundesweite Anti-Abhör-Proteste
(Aktuell vom 27. Juli 2013)