Fußball-Weltverband-Kongress

Die Drohungen der UEFA im FIFA-Skandal

FIFA-Präsident Joseph Blatter (l) und UEFA-Präsident Michel Platini beim 65. FIFA-Kongress am 29.5.2015 im Schweizerischen Zürich
FIFA-Präsident Joseph Blatter (l) und UEFA-Präsident Michel Platini beim 65. FIFA-Kongress in Zürich © picture-alliance / dpa / Walter Bieri
Thomas Wheeler im Gespräch mit Marianne Allweis und André Hattig · 29.05.2015
Filz, Korruption, Verhaftungen: Trotz der größten Krise des Weltfußballverbandes steht dessen Präsident in Zürich vor seiner Wiederwahl. Die Ankündigungen der UEFA, Sepp Blatter die Unterstützung zu versagen, seien nichts als Drohgebärden, sagt Thomas Wheeler aus der Sportredaktion.
Am Nachmittag wird es Ernst für Joseph Blatter: Schafft es der 79-jährige Schweizer wirklich, wird er in Zürich ein weiteres Mal zum Präsidenten des Weltfußballverbandes FIFA gewählt werden?
Trotz der Verhaftungen von Funktionären und der laufenden Ermittlungen der US-Staatsanwaltschaft sieht es ganz danach aus. Der Weltfußballverband erlebt den größten Skandal seiner Geschichte. Filz, Korruption, Schieberei: Nicht erst in den vergangenen Tagen, immer wieder wurde davon gesprochen, wie dringend die FIFA reformiert werden müsse.
Die Tränen des Michel Platini
Eine entscheidende Rolle spielen dabei die Kontinentalverbände, in denen die 209 Mitgliedsstaaten des FIFA-Kongresses organisiert, die am Nachmittag über Blatters fünfte Amtszeit entscheiden.
Die europäische UEFA mit dem Franzosen Michel Platini an der Spitze ist unter den Kontinentalverbänden der wichtigste und mächtigste. Der UEFA-Präsident selbst will den FIFA-Chef unter Tränen zum Rücktritt aufgefordert haben. In seiner Version klingt es so, dass die Europäer mit aller Kraft versuchten, das Ansehen des Weltfußballs zu retten.
Thomas Wheeler bezweifelte im Deutschlandradio Kultur allerdings, dass die UEFA eine der letzten Bastionen des sauberen Fußballs sein soll. Jahrzehntelang haben die Europäer Sepp Blatter gestützt, kritisiert der Sportredakteur: "Jetzt an seinem Ast zu sägen, wo er angezählt ist, ist in dieser Situation mehr als einfach." Auch in der UEFA-Zentrale in Lyon läge so viel Schmutz unter dem Teppich, dass man den ein oder anderen Skandal im europäischen Verband hervorkehren könne, sagte Wheeler.
UEFA - Bremser statt Reformmotor
Auch dort sei es möglicherweise unter dem Einfluss des seit 2007 amtierenden Platini bei der Vergabe von Europameisterschaften nicht ganz sauber zugegangen. Wheeler berichtete auch von Behauptungen eines ehemaligen türkischen Schiedsrichters, dass die Auslosung des Viertelfinales der Champions League in diesem Jahr manipuliert worden sei.
Dass die UEFA über einen WM-Boykott und Rücktritte im Weltverband nachdenke, bewertete Wheeler als reine Drohgebärden. Der europäische Verband sei vielmehr innerhalb der FIFA immer dafür verantwortlich gewesen, Reformen zu bremsen.
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