Die Abgeordneten und ihr Glaube

Von Daniela Siebert · 27.09.2008
Wir leben in Deutschland in einem säkularen Staat. Doch der Deutsche Bundestag ist auch ein religiös geprägtes Parlament. Denn von den 613 Abgeordneten bekennen sich über die Hälfte zu einer Glaubensrichtung, meist christlich, aber nicht nur. Das offizielle Abgeordnetenhandbuch listet 209 Protestanten auf und 183 Katholiken. Dazu vier Muslime.
Aydin: "Woran ich glaube!? An das Gute! im Menschen vor allem!"

Göring-E.: "Manchmal sag ich so den Satz: Je länger ich Politikerin bin, umso frommer werde ich!"

Der Alevit Hüseyin-Kenan Aydin und die christliche Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Katrin Göring-Eckardt stehen beide täglich vor einer Herausforderung: Ein Leben als Politiker und ihren Glauben in Einklang zu bringen. Wie geht das, was bedeutet das für Alltag und Politik, welche Schwierigkeiten ergeben sich?

Fünf Bundestagsabgeordnete aus den verschiedenen Fraktionen geben Auskunft.

Kurz vor neun Uhr morgens im Andachtsraum des Deutschen Bundestages. Auch Sabine Bätzing kommt regelmäßig hierher.
.
Bätzing: "Weniger wenn die Morgen-Andacht ist, sondern einfach, um vor Interviews, vor Veranstaltungen zur Ruhe zu kommen, Stille zu genießen, Gedanken zu sammeln und dann wieder gestärkt rauszugehen."

Seit 2002 sitzt die 33-Jährige für die SPD im Bundestag und seit drei Jahren ist sie zudem auch Drogenbeauftragte der Bundesregierung. Meistens wähle sie im Andachtsraum einen Platz in der zweiten Reihe erzählt die Katholikin aus dem Westerwald - auf einem der unbequemen schlichten Holzstühle sitzend, die wie der ganze Raum vom Künstler Günther Uecker gestaltetet wurden.

Bätzing: "Es ist eine ganz besondere Atmosphäre in diesem Raum. Wenn ich Besuchergruppen habe, sage ich: Das ist mein Lieblingsraum, er wirkt zwar sehr karg, aber andererseits: diese Stille! diese Ruhe! Auf mich wirkt er einfach beruhigend und gibt mit unglaublich viel Kraft. Und dieser große Altarstein: Das hat eine Dominanz, die mir Geborgenheit und Sicherheit gibt."

Außer mit Drogen beschäftigt sich die Politikerin Sabine Bätzing auch besonders mit den Medien, dem Kinderschutz und dem Tierschutz. Welche Rolle spielt der Glauben in ihrem politischen Handeln?
Bätzing: "Ja dass ich mich schon davon leiten lasse. Wenn ich aktuell die Debatte über die Stammzellen zum Beispiel nehme oder wir werden die Debatte zu den Patientenverfügungen bekommen: wo ich mich frage "Kannst du das? Hast du da wirklich ein Recht zu als Mensch, als irdisches Wesen - darüber zu entscheiden!?", da mach ich mir dann schon Gedanken."

Die Entscheidung zur Stammzellforschung fiel auch dem alevitischen Linkspolitiker Hüseyin-Kenan Aydin nicht leicht. Deshalb suchte er ganz gezielt Rat bei seinen Glaubensgenossen:

Aydin: "Ich habe es mit meiner Mutter diskutiert, ich habe es mit meinem Vater diskutiert, habe es auch mit Teilen aus der alevitischen Föderation diskutiert - auch da gab es verschiedene - und so habe ich mir eine Meinung, die ich schon hatte, aber auch dann mit Selbstbewusstsein durch Abstimmung entsprechend kundgetan."

Aydins Fazit in dieser Frage: Man sollte die Stammzellenforschung ganz einstellen, weil das menschliche Wesen nicht industrialisiert werden dürfe.

Auch für den evangelischen CDU-Politiker Hermann Gröhe stellte das Gesetz zur Forschung an Stammzellen eine besondere Herausforderung dar, theologisch-ethische und politisch-realistische Vorstellungen unter einen Hut zu bekommen:

Gröhe: "Ich habe selbst gegen eine Verschiebung des Stichtages gestimmt, nehme wenn sie so wollen eine restriktive Position ein. Aber ich will ausdrücklich sagen, dass ich denen, die die Forschung an Stammzelllinien für erforderlich halten nicht eine unethische Position unterstelle. Also ich glaube, dass es falsch wäre eine restriktive Position für eine christlich-moralische zu halten und Forschergeist per se zu verteufeln wie das mitunter geschehen ist."

Denn auch die Bekämpfung von Krankheiten sei ein ethisch hochstehendes Motiv.

Man ahnt es: der Glauben - egal welcher Religion oder Denomination er nun gilt - verbindet Politiker auf eine ganze eigene Art, vergleichbar vielleicht mit regionalen oder politischen Allianzen. Der FDP-Politiker Patrick Meinhardt bestätigt dieses Phänomen. Er besucht regelmäßig die christliche Morgenandacht im Bundestag und auch das Gebetsfrühstück, bei dem sich Politiker verschiedener Parteien und Konfessionen treffen. Auch Hermann Gröhe begegnet Patrick Meinhardt dort immer wieder:

Meinhardt: "Ich spüre, dass diejenigen, die dort regelmäßig dabei sind, wenn sie sich im Bundestag begegnen, sich anders begegnen: Dass sie zwar hart in der Sache miteinander umgehen, aber einen tiefen Respekt vor dem andern empfinden, weil beide Seiten wissen: die Politik wird auch aus dem Bewusstsein des persönlichen Glaubens an Gott heraus gemacht."

Auch für Sabine Bätzing ist der Glauben immer wieder ein guter Ansatzpunkt, um mit anderen Abgeordneten ins Gespräch zu kommen. Auch mit Abgeordneten aus anderen Parteien.

Bätzing: "Man weiß: Das ist so’n bisschen die gleiche Wellenlänge. Selbst wenn es andere Religionen, andere Richtungen sind. Aber man weiß: Da hat auch einer so ein Bedürfnis oder einen Bezug zu etwas Anderem, was noch da ist."

Die SPD-Politikerin ist - im Gegensatz zu ihren Eltern - keine strenge Katholikin. Beichten ist nicht ihr Ding, in die Kirche geht sie auch nicht regelmäßig, und die Meinung des Papstes ist ihr zwar wichtig, aber mit Abstrichen:

Bätzing: "Der Papst spielt schon eine wichtige Rolle, ist eine faszinierende Persönlichkeit, wenn man mitbekommt, wie er anerkannt ist, wie er von den Menschen anerkannt wird - über die eine oder andere Ansicht muss man diskutieren, kann man streiten, vor allem was Familienplanung angeht, was Verhütung angeht, was die Aufklärung über AIDS angeht, auch das Thema Zölibat kann man kontrovers diskutieren, aber man soll drüber sprechen!"

Mit etlichen Theologen hat sie beispielsweise auch über das Thema Patientenverfügungen diskutiert erzählt sie. Vermutlich auch zuhause, denn sie ist mit einem evangelischen Theologen verheiratet.

Dieses Lied liegt dem FDP-Bundestagsabgeordneten Patrick Meinhardt besonders am Herzen. Weil ihn das Gottesvertrauen begeistert, das Dietrich Bonhoeffer im KZ angesichts des Todes damit ausdrückte. Er selbst fand im Alter von zehn Jahren zum Glauben, als eine Gemeinde-Diakonin an seiner Haustür klingelte und ihn zum Kindergottesdienst einlud. Seitdem hat der 41-Jährige diverse Ämter in der badisch-unierten Kirche bekleidet und bezeichnet sich selbst als liberalen Christen der Mitte. Im Alltag spielt der Glauben für den Liberalen aus Baden-Baden eine große Rolle.

Meinhardt: "Weil ich jeden Tag mit meinem Gebet beginne und weil es für mich wichtig ist, auch jeden Tag das Gefühl zu haben, dass es jemanden gibt, der mich trägt und jemanden gibt, der auch häufig bei kleingeistigen Querelen in diesem politischen Berlin einem wieder die Weitung gibt, dass es wichtigeres im Leben gibt."

Seine Gebete hätten aber keinen politischen Inhalt sagt Patrick Meinhardt, sondern es gehe eher um die Richtigkeit der eigenen Entscheidung.

Ähnlich ist das bei Katrin Göring-Eckardt. Auch für die Bündnisgrüne ist der Glauben nicht aus dem Alltag wegzudenken. Auch nicht in der Politik:
Göring-E.: "Beten wenn es besonders leicht und besonders schwer ist gehört dazu. Es gehören die Tageslosungen der Herrnhuther dazu, die jeden Tag auf dem Bildschirm aufleuchten oder in einem ganz altmodischen Heft auf der Schuhkommode liegen und natürlich: ich bin ein gläubiger Mensch - egal was ich tue, wo ich stehe oder gehe, der Glaube ist immer da.""

Katrin Göring-Eckardt und Patrick Meinhardt verbindet ein nicht realisierter Wunsch: Sie wollten beide mal Pfarrer werden , haben ihr Theologiestudium aber abgebrochen. Katrin Göring-Eckardt begründet das mit der Geburt ihrer Kinder und:

Göring-E.: "Und dann war '89, und da bin ich unmittelbar in die Politik gegangen, und das hat sich einfach vorgedrängt, da war für mich kein Platz das Studium zu beenden. Aus heutiger Sicht würde ich sagen: ich bin gern Politikerin, wäre wahrscheinlich auch gerne Pfarrerin, aber man muss sich ja irgendwann entscheiden."

Patrick Meinhardt brach sein Theologiestudium ab, um die kranke Großmutter zu pflegen. Parallel baute er eine private Nachhilfeschule auf.

Meinhardt: "Es gibt für mich drei große Wünsche in meinem Leben und die hatte ich schon als kleiner Bub mit 13, 14: Ich wollte entweder evangelischer Pfarrer werden, oder ich wollte irgendwas mit Lehre zu tun haben, weil ich sehr früh gespürt hab, dass ich gar nicht so schlecht Leuten was erklären kann und da dacht ich, das wär was wo du dich auch voll einbringen kannst und so verrückt es sich anhört aber es ist Realität, als 14-Jähriger: mein dritter Berufswunsch Bundestagsabgeordneter zu werden."

Seit 2005 sitzt Patrick Meinhardt nun tatsächlich im Bundestag. Der Glauben ist ihm auch hier wichtig. Das signalisiert schon das schlichte Holzkreuz über der Tür seines Abgeordnetenbüros. Auch bei seiner Arbeit als bildungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion versucht Patrick Meinhardt, seine christliche Überzeugung einzubringen.

Meinhardt: "Ich sag jetzt nicht, dass jeder seinen christlichen Glauben haben soll, aber was ich möchte, ist dass jeder soviel Kontakt mit Glauben, soviel Kontakt mit ethischen Themen gehabt hat, dass er ne Lebensentscheidung treffen kann."

Gröhe: "Gesegnet aber ist der Mann, der sich auf den Herrn verlässt und dessen Zuversicht der Herr ist. Das steht beim Propheten Jeremia im 17. Kapitel im 7. Vers und das war mein Konfirmationsspruch im Jahr 1975."

Hermann Gröhe ist heute 47 Jahre alt, und dieser Vers bedeutet dem CDU-Politiker immer noch viel:

Gröhe: "Die Grundlebenserfahrung, von Gott getragen zu sein, die aus diesem Vers spricht, die seh ich in meinem Leben schon."
Er glaube an Jesus Christus und die Bibel sagt der evangelische Christ aus Neuss. Aber der Vater von vier Kindern gibt zu: das mit dem Glauben ist keine ganz gerade Linie

Gröhe: "Ich fühl mich nicht falsch beschrieben, wenn man mich theologisch eher konservativ nennt. Aber ich glaube nicht engstirnig zu sein. Und ich glaube jeder hat auch die Erfahrung gemacht, dass Glauben immer ein Weg zwischen Glauben, Staunen, Zweifeln ist. Also den einen Monat ist man ganz glaubensfest und den andern Monat treiben einen auch Zweifel um, wegen persönlicher Schicksale, wegen einem Blick in Naturkatastrophen, Kriege und anderes mehr."

Immerhin liebäugelte er als Teenager auch mal mit einem Theologiestudium und entschied sich dann aber doch für Jura. Entsprechend sieht es bei ihm im Abgeordnetenbüro auch aus: Hinter dem Schreibtisch hängt eine goldene Ikone aus Russland, die Jesus als Weltherrscher zeigt. Darunter - im Regal - reihen sich die Gesetzeskommentare aneinander. Schon früh knüpfte Herrmann Gröhe auch politische Kontakte. 1977 wird er Mitglied der CDU, später unter anderem auch Bundesvorsitzender der Jungen Union. Bundestagsabgeordneter ist Hermann Gröhe seit 1994.

Gleichzeitig engagiert sich Gröhe aber auch in der EKD. Derzeit ist er Mitglied der Synode und des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Daraus können sich durchaus auch Konflikte ergeben. Wie er damit umgeht erklärt Gröhe so:

"Ich bin nicht schizophren. Ich habe eine Überzeugung und die vertrete ich dann in dem Saal, egal ob über der Tür Kirche oder Politik steht."

So habe er beispielsweise den Bundeswehreinsatz in Afghanistan befürwortet, obwohl den viele in seiner Kirche ablehnen. Auch bei Fragen rund um die Sterbehilfe oder Patientenverfügungen könne man immer mal wieder ins Rotieren kommen, gibt Gröhe zu.

Den Spagat zwischen Glauben und Politik kennt auch Hüseyin-Kenan Aydin. Er gehört der Linkspartei an und damit einer Fraktion, in der besonders viele religionskritische und -feindliche Stimmen versammelt sind. Das sei aber kein Problem, sagt Aydin:

"Ja es gibt viele, die religionskritisch oder auch nichtreligiös sind, das ist die Sache von jedem Einzelnen. In meinem Glaubensverständnis gibt es auch nichts Missionarisches. Wir lassen jedem Seines. Insofern kann ich damit sehr locker umgehen. Gleichzeitig sage ich aber auch an alle die Atheisten sind, auch nicht Anspruch haben können, ebenfalls in einer umgekehrten missionarischen Sicht zu sagen: auch du müsstest eigentlich Atheist sein - das würde ich genauso für falsch halten."
Göring-Eckart: "Manchmal sag ich so den Satz: je länger ich Politikerin bin, umso frommer werde ich!"

Das sagt Katrin Göring-Eckardt , die heute 42 Jahre alt ist und seit 1998 im Bundestag sitzt. Sie war Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, ist jetzt Vizepräsidentin des Bundestages und Präsidiumsmitglied des Deutschen Evangelischen Kirchentages. Wie kommt die gebürtige Thüringerin zu dieser Selbsteinschätzung?

Göring-Eckart: "Es hat damit zu tun, dass in diesem Beruf natürlich immer viel Druck ist, viel Verantwortung, viel immer öffentlich sein: öffentlich gefragt werden, zu der Verantwortung stehen müssen, quasi immer wenn man vor die Tür geht. Da ist es gut, wenn man eine Mitte hat. Wenn man weiß: es gibt was Größeres als mich selbst, wenn man weiß: das ist das worauf ich mich verlassen kann, wo jemand ist der stützt und hält und im Zweifelsfall auffängt, wenn es ganz problematisch wird."

Katrin Göring-Eckardt sieht ihre religiöse Heimat in der evangelisch-lutherischen Kirche.
In ihrem Büro muss man genau gucken, um die christlichen Symbole zu entdecken. Auf dem Schreibtisch steht ein grobes Holzkreuz, das einer ihrer beiden Söhne geschnitzt hat. Und im Regal erinnert sie ein kleines Bildnis der Schwarzen Madonna daran, dass sie mal nach Tschenstochau pilgern will. Auch im Büro schmökert Katrin Göring-Eckardt immer mal in der Bibel. Glaubenstreue in der Politik - das geht, meint sie:

Göring-Eckart: "Man kann mit der Bergpredigt in der Hand natürlich nicht über die Gesundheitsreform abstimmen, das funktioniert nicht. Das steht da nicht drin, was ich machen soll. Aber ich bin halt ein Mensch und dieser Mensch ist gläubig, deshalb spielen dann bei allen Entscheidungen, die ich treffe, diese Gründüberzeugungen, Werte eine Rolle."

In komplizierten politischen Fragen berät sie sich ganz gerne auch mit anderen Christen. Ihre schwierigste Entscheidung sei der erste bewaffnete Einsatz der Bundeswehr im Kosovo gewesen sagt Katrin Göring-Eckardt, schließlich komme sie aus der kirchlichen Friedensbewegung. Sie habe am Ende für den Einsatz gestimmt, aber nicht aus Koalitionsräson, sondern weil sie ein Kosovo-Flüchtling aus der benachbarten Kirchgemeinde überzeugt habe.

Göring-Eckart: "Indem er gesagt hat: Wenn du irgendwas mit Menschenrechten zu tun hast, dann musst du für diesen Einsatz stimmen. Weil wir brauchen euch dort und zwar brauchen wir euch jetzt im Moment auf diese Art und Weise und insofern hat mich das überzeugt, trotzdem wars ne unglaublich schwierige Entscheidung."

Diese Klingel ruft die Abgeordneten des Deutschen Bundestages zur Sitzung in den Plenarsaal. Schon längst folgen ihr nicht mehr nur christliche Politiker, sondern auch Andersgläubige. Etwa der gebürtige Türke Hüseyin-Kenan Aydin. Woran glaubt er?
Aydin: "An das Gute! Im Menschen vor allem! Weil nach meinem Glaubensverständnis Gott nicht irgendwo im Himmel oder in Mekka, sondern im Menschen zu suchen ist. Weil all das was uns so bewegt entweder von Menschen gut gemacht oder zum Schlechten hin gewendet."

Der 45-Jährige ist Alevit, gehört also zu einer liberalen muslimisch geprägten Glaubensrichtung, die vor allem in der Türkei beheimatet ist. Der Mitbegründer der WASG sitzt seit 2005 im Bundestag. In Deutschland und im linken politischen Lager ist Aydin schon lange zuhause. Der Gewerkschafter von der IG Metall hat schon mit 18 für Thyssen in Duisburg malocht. Heute widmet er sich als Bundestagsabgeordneter vor allem Globalisierungsfragen und der Entwicklungspolitik. Davon zeugt auch der große bunte Wandteppich hinter seinem Schreibtisch, der den afrikanischen Kontinent zeigt. Konflikte zwischen seinem Glauben und der Parteilinie habe er noch nicht gehabt, berichtet Aydin.

Aydin: "Bisher noch nicht. Aber es kann Situationen geben."

Hüseyin-Kenan Aydin gehört zu den Parlamentariern, von denen selbst viele in der eigenen Partei nicht wissen, dass er ein gläubiger Mensch ist. Dabei hält er engen Kontakt zur Alevitischen Gemeinde. Vor allem die politische Sicht der geistlichen Führer, der Dedes, ist ihm wichtig.

Auf Deutschland setzt er indes große Hoffnung, was das Zusammenleben der verschiedenen Glaubensrichtungen angeht:

Aydin: "Dass Deutschland als Land mit unterschiedlichen religiösen Gruppen und Gruppierungen die historische Chance hat, hier endlich daraus zu lernen und zu entwickeln, dass man das Missionarische, was es im Islam und im Christentum gibt, endlich mal aufgibt und ein Grundverständnis der anderen religiösen Gruppen sie so zu respektieren."

Soweit ist man im Bundestag aber noch nicht ganz. Denn noch läuten in den Sitzungswochen dort morgens die Glocken des Kölner Doms: