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Unternehmerinnen, Richterinnen, Professorinnen

"Soroptimists" nennt sich die weltweit größte Vereinigung berufstätiger Frauen. Vor 80 Jahren gründete sich nach amerikanischem Vorbild der erste Club in Berlin, mittlerweile gibt es fast 200 Clubs in Deutschland. Und noch immer gründen sich neue, aktuell in Düsseldorf.

Von Esther Körfgen | 05.10.2010
    Weiß gedeckte Tische unter Lüstern aus Chrom, die Wände champagnerfarben, schwere Vorhänge, Eichenparkett: Frauen brauchen eben ein schönes Umfeld, so haben sie sich gesagt, also diniert Club "Kö" im Steigenberger Hotel.

    Es ist eines der ersten Treffen der "Soroptimists" Königsallee, dem nunmehr fünften Club in Düsseldorf. Heute wählen die rund 30 Schwestern eine Präsidentin und sind damit einen Schritt weiter auf dem langen Weg zur Aufnahme in die deutschlandweite Union. Hier lernen die Neuen Frauen kennen, die sie sonst wahrscheinlich nicht kennen lernen würden. Sagen die Schauspielerin Katharina Schubert und die Philosophin Minou Friele:

    Schubert: "Teilweise ich war da auch so überrascht, was die so erlebt haben, wie die sich so durchgesetzt haben im Leben und was die so geleistet haben."

    Friele: "In erster Linie bringt es mich dadurch weiter, dass ich das Gefühl habe: Ich bin nicht nur auf meine beruflichen Netzwerke angewiesen, sondern ich habe einen Club im Rücken, der mir die Möglichkeit gibt, über Dinge auch noch mal in einem ganz andren Rahmen zu sprechen und das auf einer sehr schönen Vertrauensebene."

    Sie sehen sich als Schwestern, als "beste Schwestern", die voneinander profitieren möchten. Der ein oder andere Auftrag dürfte dabei zustande kommen, aber mehr geht es ihnen um das Lernen voneinander. In den Clubs darf ein Beruf jeweils nur einmal vertreten sein. Wobei Frauen in verantwortlichen Positionen besonders gern gesehen sind: Unternehmerinnen, Richterinnen, Professorinnen.

    "Es ist sehr akademisch geprägt, was ich schade finde. Weil das macht es ja spannend, wenn ganz unterschiedliche Berufe zusammen kommen. Metzgereifachverkäuferin herzlich gerne."

    Sagt Silke Niehaus, Inhaberin einer Werbeagentur. Und fügt hinzu: Wichtig sei vor allem, dass die Frau eine Persönlichkeit mitbringe, Engagement und Zeit, denn die Mitgliedschaft verpflichtet zur Teilnahme an den monatlichen Clubabenden. Aber auch das nötige Geld sollte jede zur Verfügung haben, um die Mitgliedsgebühr von rund 300 Euro im Jahr zahlen zu können, plus Abendessen, plus Spenden. Für die vielen Hilfsprojekte, die die Soroptimists finanzieren. Wie etwa die Unterstützung kriegsgeschädigter Frauen in Sierra Leone, die vom dortigen Partnerclub betrieben wird. Mittlerweile sind die Soroptimists in mehr als 3000 Clubs in aller Welt vertreten.

    Inzwischen berichtet ein Mitglied eines anderen Düsseldorfer Clubs von ihrer Arbeit, dem Steuerrecht. Thema: Wie viele Steuern man für welche Erbschaften zahlt. Die Themen an den Clubabenden sind immer andere:

    Niehaus: "Stellung der Frau, Menschenrechte, wirtschaftliche Fragen. Und wir versuchen uns ein Bild zu machen von bestimmten Problemstellungen. Darüber zu diskutieren, was entwickeln wir für eine Haltung? Wir sind ja Nicht-Regierungsorganisation, aber wir mischen uns halt auch ein."

    Die Soroptimists haben Beraterstatus bei den Vereinten Nationen. Sie sitzen im Europarat in Straßburg, sind Mitglied der Europäischen Frauenlobby in Brüssel. Trotzdem sind sie bislang kaum öffentlich in Erscheinung getreten. Warum, weiß Maria Beck, Vizepräsidentin der Deutschen Union:

    "Man hatte so dieses Adlige: Tue Gutes und rede aber nicht darüber. Diese Diskretion war etwas, was man sehr als Selbstverständnis hatte. Nur verändert sich ja unsere Zeit. Und wenn man heutzutage junge Frauen gewinnen möchte, gelingt das nicht so leicht, wenn man nicht auch offensiv nach draußen geht."

    Bei Shrimps und Risotto sitzen sie noch lange zusammen, diskutieren über das Kopftuchverbot, über das ungewohnte "Du" zwischen bislang unbekannten Schwestern, über Schuhe, und darüber wie es ist, nun ein Leben lang Soroptimistin zu sein. Denn, so Silke Niehaus:

    "Einmal Soroptimistin, immer Soroptimistin. Wirklich bis ans Lebensende."

    Link:
    www.soroptimist-du.de