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Lateinamerika-Gipfel
Gemeinsam gegen das Zika-Virus

Auf dem Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs Lateinamerikas in Quito stand ein Programm zur Überwindung der extremen Armut in der Region im Fokus. Auch eine gemeinsame Aktion gegen das Zika-Virus wurde beschlossen.

Von Julio Segador | 28.01.2016
    Der Präsident der Dominikanischen Republik, Danilo Medina, der Präsident Ecuadors, Rafael Correa und der Präsident Costa Ricas, Luis Solis (von links).
    Der lateinamerikanische Staatenbund CELAC traf sich in Quito. (picture alliance / dpa / José Jácome)
    Offiziell stand das Thema Zika nicht auf der Agenda des Gipfels der lateinamerikanischen und karibischen Staaten in Quito. Doch die rasche Ausbreitung des Virus ließ den versammelten Staats- und Regierungschefs keine andere Wahl. Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff informierte ihre Amtskollegen von der Zika-Welle in ihrem Land, in dem die Infizierungs-Zahlen nahezu stündlich steigen. Eindringlich warb sie für einen breiten Austausch und eine enge Zusammenarbeit. Nur so sei die Epidemie zu bewältigen, mahnte sie.
    "Ich habe vorgeschlagen, dass wir uns im Kampf gegen Zika zusammentun müssen. Dabei ist notwendig, dass wir uns gerade im Forschungsbereich austauschen. Derzeit ist das die einzige Möglichkeit, die wir haben. Wir müssen unsere Erfahrungen untereinander weitergeben, wie das Virus bekämpft werden kann."
    In einigen Wochen wird mit 600.000 Zika-Fällen gerechnet
    In über 20 Staaten Lateinamerikas und der Karibik ist das Zika-Virus bereits nachgewiesen worden, die Zahl der betroffenen Länder dürfte noch größer werden. Denn die Spitze der Epidemie ist noch lange nicht erreicht. In Kolumbien sind bislang mindestens 16.000 Infektionsfälle nachgewiesen. Präsident Juan Manuel Santos rechnet mit 600.000 Zika-Fällen in einigen Wochen. Der kolumbianische Staatschef zeigte sich zufrieden, dass beim CELAC-Treffen rasch reagiert wurde.
    "Wir haben hier die Entscheidung getroffen, dass sich die Gesundheitsminister so schnell wie möglich treffen sollen. Zika ist ein relativ neues Phänomen, über das wir wenig wissen. Je mehr wir daher kooperieren, desto effektiver werden wir gegen die Epidemie vorgehen können."
    In fast allen Ländern werden inzwischen Polizei und Militär bei der Bekämpfung von Zika und auch Dengue eingesetzt. Brasiliens Präsidentin Rousseff appellierte an die Menschen, den Kampf gegen die Tigermücke, die das Virus weiterträgt, ernst zu nehmen. Ohne die Wachsamkeit, Brackwasser-Pfützen zu eliminieren und die Larven dort abzutöten, ohne ein aktives Engagement eines jeden Einzelnen werde der Kampf gegen Zika schwierig, warnte sie.
    Gegenseitige Hilfe bei der Bekämpfung der Armut
    "Alle, wirklich alle müssen bei diesem Krieg gegen das Virus mitmachen, sonst verlieren wir diesen Kampf. Wenn sich alle daran beteiligen, dann verlieren wir ihn nicht. Davon bin ich überzeugt."
    Beim eigentlichen Hauptthema des CELAC-Gipfeltreffens - der Bekämpfung der Armut - einigten sich die Staaten auf eine enge Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfestellung. Positive Erfahrungen einzelner Länder im Kampf gegen die extreme Armut sollen anderen Ländern als Vorbild dienen. Gastgeber Rafael Correa, der Präsident Ecuadors, appellierte an die Staaten, diese Zusammenarbeit ernst zu nehmen.
    "Wir betonen immer wieder, dass in Lateinamerika und der Karibik Frieden herrscht. Aber der Frieden zeigt sich nicht nur in der Abwesenheit von Krieg. Für echten Frieden muss es Gerechtigkeit, Würde und Chancen für alle geben. Die Antwort auf die Ungleichheit muss klar sein. Wir dürfen hier nicht auf eine unsichtbare Hand warten, die alles regelt - weil sie aber unsichtbar ist, am Ende niemals auftaucht. Wir müssen gemeinsam handeln, und unsere Gesellschaften müssen hier einen klaren Willen zeigen."
    Grünes Licht gaben die lateinamerikanischen und karibischen Staaten für eine Beobachtermission in Kolumbien. Die CELAC-Staaten sollen - unter Federführung der Vereinten Nationen - den Friedensprozess mit der Farc-Guerilla überwachen.